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KATAPULT-Roman "Wir doch nicht"

Vom AfD-Parteiprogramm zum Debütroman

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Eigentlich müsstest du der AfD dankbar sein, denn durch deren Parteiprogramm bist du zu deiner Romanidee gekommen. Mich interessiert, welcher Motor dich am Schreiben hält. 

Auf jeden Fall ein Ungerechtigkeitsgefühl, Wut und Enttäuschung. Ich bin ein extrem politischer Mensch und wusste schon immer, wofür die AfD steht. Aber im Parteiprogramm Sätze wie “mehr Kinder statt Masseneinwanderung” oder “Der Islam gehört nicht zu Deutschland” zu lesen, hat mich erschüttert. Deswegen kam ich immer wieder zur Frage zurück, was aus solchen giftigen Ideen entstehen könnte, wenn man nichts dagegen unternimmt. Parallel habe ich mich viel mit der Diskussion um die beiden Abtreibungsparagrafen in Deutschland beschäftigt. In meinem Debütroman sind beide Ideen zusammengeführt und enden eben in einer frauenfeindlichen Diktatur und einem totalitären Regime. 

Wieso positionierst du deine Erzählung dann in einem realen Hamburg im Jahr 2050?

Damit niemand am Ende sagen kann, wir hätten damit nichts zu tun. Mein Ansatz war, real Existierendes fiktiv weiterzuentwickeln. Deswegen startet meine Erzählung in der Jetztzeit. Damit können sich mehr Menschen identifizieren. Und sie begeben sich mit mir eher auf das Gedankenexperiment, wie ein Deutschland in einer solchen Diktatur aussehen könnte und was das für uns alle bedeuten würde. Es ist wichtig, dass wir uns damit jetzt auseinandersetzen. 

Normalerweise arbeitest du als Journalistin. Inwiefern unterscheidet sich das journalistische und schriftstellerische Schreiben für dich?

Am Anfang gar nicht so sehr. Erstmal war es eine Recherche, ich habe mit Expert:innen gesprochen, Sachbücher über rechte Parteien gelesen und mich mit der Diskussion über die  Abtreibungsparagrafen und den Kampf um dessen Abschaffung beschäftigt. Bis hierhin ähnelt sich die journalistische und schriftstellerische Arbeit ziemlich. Allerdings darf man sich beim Romanschreiben Handlungen und Charakterzüge ausdenken, das geht im Journalismus nicht. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen. 

Das Schreiben ist ein einsamer Prozess, jetzt stellst du deinen Roman auf Bühnen vor. Unangenehm?

Das Einsame am Schreiben hat mir ziemlich gut gefallen. Auf der Bühne ist das anders. Wenn man die eigene Arbeit einem Publikum präsentiert, macht man sich immer verletzbar. Deswegen kostet mich jede Lesung ein wenig Überwindung. Aber das Schönste ist, wenn mir Menschen danach berichten, was sie mitgenommen haben. Von mir aus können noch viele weitere Lesungen kommen.

Autor:innen

Seit 2019 bei KATAPULT, momentan Chefredakteurin des Magazins. Vor allem für die Berichterstattung über sozialpolitische Themen zuständig.

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