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Senegal

"Antikolonialer" Systemwechsel und mögliche Auswirkungen auf die EU

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Faye ist ehemaliger Steuerbeamter, bekleidete bisher noch kein politisches Amt und war bis vor wenigen Monaten der breiten Öffentlichkeit noch unbekannt. Der 44-Jährige wurde vor allem durch den populären Oppositionsführer Ousmane Sonko bekannt gemacht, der selbst wegen Vorstrafen nicht an der Wahl teilnehmen durfte."Mit meiner Wahl hat sich das senegalesische Volk für einen Bruch mit der Vergangenheit entschieden", sagte Faye bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Wahl und fügte hinzu: "Ich verspreche, mit Bescheidenheit und Transparenz zu regieren."

Seine Ziele

Faye bezeichnet sich selbst als Systemgegner und "panafrikanisch". Seine wichtigsten Versprechen sind der Kampf gegen Korruption und - wie er sagt - gegen den "wirtschaftlichen Würgegriff" Frankreichs. Wie Sonko schlug er bis zuletzt vor, aus dem CFA-Franc auszusteigen und eine eigene Währung zu schaffen. Der CFA-Franc wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in einigen französischen Kolonien eingeführt und ist mit einem festen Wechselkurs an den Franc - heute den Euro - gebunden. Kritiker dieser Währung sehen sie vor allem als Fortführung kolonialer Abhängigkeit, als "neokoloniales Kontrollinstrument Frankreichs".Darüber hinaus will Faye das Fischereiabkommen mit der EU aussetzen und internationale Öl- und Gasverträge neu verhandeln.

Stabile Demokratie

Fayes Ziele stimmen mit denen seines Förderers und Freundes Ousmane Sonko überein. Sonko gilt als hitziger Populist, wurde wegen wiederholter Vergewaltigungen und Morddrohungen angeklagt und wegen Verleumdung verurteilt - was die bisherige Opposition für einen politischen Komplott hält. Denn Sonko ist sehr beliebt, besonders bei der jungen Bevölkerung. Welche Rolle er in Zukunft spielen wird, darüber hat Faye bisher nichts gesagt.Senegal leidet unter einer starken Inflation, steigenden Lebenshaltungskosten und hoher Arbeitslosigkeit, von der vor allem die jungen Menschen betroffen sind. Trotz dieser Probleme gilt das Land bisher als eine der stabilsten Demokratien auf dem Kontinent. Das zeigt sich auch in der Tatsache, dass dieser Machtwechsel friedlich verlief, in einer Region, die seit 2020 acht Militärputsche erlebt hat. Zuvor hatte Amtsinhaber Macky Sall die Wahl ausgesetzt, weil er nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten durfte. Auf Verfügung des Verfassungsrates fand die Wahl nun aber doch statt, mit einem Monat Verspätung.

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Autor:innen

Geboren 1983, ist seit 2015 Redakteur bei KATAPULT und vor allem als Layouter, Grafiker und Lektor tätig. Er hat Germanistik, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Greifswald studiert.

Sein wissenschaftliches Hauptinteresse liegt im Bereich der Sprachwissenschaft.

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