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Weltweit haben Regierungen unterschiedlich auf die Coronapandemie reagiert. Die ergriffenen Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung haben sie dabei von unterschiedlichen Parametern abhängig gemacht, beispielsweise vom Infektionsgeschehen, oder der Intensivbettenauslastung.
Wie streng oder locker die jeweiligen Maßnahmen ausfielen, haben sich Forschende der Oxford Universität angeschaut. Sie verglichen die Coronaregeln in 180 Staaten. Als Grundlage dienten ihnen öffentlich verfügbare Daten, die Eindämmungs- und Schließungspolitik betrafen. Im Einzelnen betrachteten die Forschenden folgende Bereiche:
- Schulschließungen
- Homeofficeregelungen
- Öffentliche Veranstaltungen
- Kontakteinschränkungen
- Öffentlicher Verkehr
- Informationskampagnen der Regierung
- Lockdowns/Ausgangssperren
- Einschränkungen bei Reisen innerhalb eines Landes
- Grenzüberschreitende Reisebeschränkungen
Je nachdem wie streng oder locker die Maßnahmen eines Landes waren, ergab sich ein Wert zwischen 0 und 100, wobei 100 für die strengst möglichen Maßnahmen steht.. Deutschland liegt derzeit bei rund 85 und hat hiermit die strengsten Bestimmungen in ganz Europa. Auf Platz 2 landet Griechenland (77 Punkte), gefolgt von Italien (76 Punkte). Die lockersten Maßnahmen gibt es derzeit in Dänemark (16), Schweden (19) und Belarus (23).
Die Daten bilden aber nicht nur die aktuelle Situation ab, sondern machen auch die Entwicklung der Schutzmaßnahmen nachvollziehbar. Beispielsweise lockerten im Verlauf des Jahres 2020 etwa 80 Prozent der Länder die Homeofficeregelungen. Jedes zweite machte die Lockerungen gegen Ende des Jahres jedoch wieder rückgängig.
Die Forscher:innen weisen trotz der Datenfülle darauf hin, dass nicht alle Unterschiede zwischen den staatlichen Maßnahmen berücksichtigt werden konnten. So hatten beispielsweise Frankreich und das Vereinigte Königreich ähnlich strenge Regeln im Bereich Ausgangssperren. In Frankreich mussten Personen jedoch ein Formular vorlegen, wenn sie doch einmal das Haus verlassen wollten, im Vereinigten Königreich dagegen nicht. Solche speziellen Beobachtungen, die im Datensatz vereinfacht dargestellt werden, hielten die Forschenden in Einzelnachweisen fest.
Über die Effektivität der ergriffenen Maßnahmen geben die Daten keine Auskunft. Sie bieten Regierungen, Parlamenten und Zivilgesellschaften aber immerhin eine Orientierungsgrundlage, indem sie zeigen, welche Maßnahmen von Staaten ergriffen wurden, die die Pandemie besonders gut oder besonders schlecht durchlebt haben.
Anfangs ähnlich, dann auseinander
Zu Beginn der Pandemie wurden weltweit sehr ähnliche Maßnahmen beschlossen. Im April 2020 verabschiedeten die meisten Länder strenge Regeln, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern . Spätestens seit August 2020 gingen die Staaten dann jedoch unterschiedliche Wege bei der Bekämpfung des Virus.
Beschränkungen könnten Ende März auch in Deutschland fallen
In Deutschland beraten unterdessen Bund und Länder über mögliche Lockerungen der Coronamaßnahmen. Es gibt bereits eine Beschlussvorlage, gelockert werden soll in drei Stufen:
- Es sollen sich wieder 20 Personen privat treffen können. Bisher galt eine Obergrenze von zehn. Beschränkungen soll es aber für Ungeimpfte geben. Sobald jemand ohne Impfung dabei ist, dürfen sich nur drei Haushalte auf einmal treffen. Außerdem sollen die Kontrollen des Impfstatus im Einzelhandel wegfallen. Die Maskenpflicht soll aber bleiben.
- Das Partyleben kehrt schrittweise zurück: Geplant sind 3G in Bars und Hotels und 2G+ in Diskotheken.
- Auf der dritten Stufe sollen die verpflichtenden Homeofficeregeln fallen.
Auch wenn nicht in allen Bereichen Einigkeit herrscht, werden Lockerungen mit großer Wahrscheinlichkeit beschlossen werden.
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Autor:innen
Ehemalige Redakteurin bei KATAPULT. Hat Journalismus und Kommunikation in Wien und Amsterdam studiert. Themenschwerpunkte sind Gesellschaftspolitik und feministische Themen. Macht auch Podcasts.