Radsport
Seit 10 Jahren wurde kein Tour de France Gewinner mehr des Dopings überführt
By Anja Köneke and Julius Gabele
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Es ist der größte Doping-Skandal im Radsport – Ende Oktober 2012 werden dem US Amerikaner Lance Armstrong all seine sieben Titel der Tour de France aberkannt. Er wird lebenslang für den Radsport gesperrt, dabei wurde bereits 1999 vermutet, dass Armstrong dopen würde. 2012 entscheidet der Radsport-Weltverband UCI zudem, dass während der Armstrong-Ära die zweitschnellsten Fahrer nicht auf Platz eins nachrücken würden. Doch warum wurde in den Jahren 1999-2006 niemand nachträglich zum Gewinner gekürt? Vermutlich, weil neben Armstrong auch die zweit- und drittplatzierten in diesem Zeitraum dopten oder zumindest des Dopings beschuldigt wurden.
So zum Beispiel Jan Ullrich, der 1997 die Tour de France gewann und in den Jahren 1998, 2000, 2001 und 2003 jeweils Zweiter wurde. Ullrich wird 2002 erstmals des Dopings verdächtigt. Bei einer Kontrolle werden ihm aufputschende Amphetamine nachgewiesen und er wird für sechs Monate gesperrt. Vier Jahre später, kurz vor der Tour de France 2006, werden Ullrich, Ivan Basso (wurde zweiter bei der Tour de France im Jahre 2005) und zahlreiche andere Radsportler vom Wettbewerb ausgeschlossen. 2012 wird Ullrich dann des Dopings schuldig gesprochen und seine Erfolge werden ihm rückwirkend ab Mai 2005 abgesprochen.
2006 war Floyd Landis - ehemaliger Edelhelfer von Armstrong - der erste Toursieger nach der Armstrong-Ära. Ein Jahr später wurde sein Gewinn jedoch auch aberkannt und Oscar Pereiro rückte daraufhin als neuer Gewinner nach.
Der letzte namhafte Radsportler, der bei der Tour de France des Dopings überführt wurde, ist im Juli 2012 Fränk Schleck, der Bruder von Andy Schleck. A. Schleck war Ende Mai 2012 erst nachträglich zum Gewinner der Tour 2010 ernannt worden, weil Alberto Contador positiv getestet wurde. Seit Schleck gelten die Toursieger als sauber.
Spanischer Arzt dopt nicht nur Radsportler
Wie Armstrong gesteht auch Ullrich 2013 öffentlich illegale leistungssteigernde Mittel verwendet zu haben. Ullrich gibt zu, mit eigenem Blut und mithilfe des spanischen Sportmediziners Eufemiano Fuentes gedopt zu haben. Bei Fuentes, dessen Doping-Geschichte bis ins Jahr 1992 zurückgeht, beschlagnahmten spanische Ermittler 2006 einige Wochen vor der Tour de France mehr als 200 Blutbeutel - darunter nicht nur Radsportler: Er gab selbst an, 2006 Profisportler im Fußball und der Leichtathletik gedopt zu haben. Gerüchten zufolge hätten auch Fußballer des FC Barcelona und von Real Madrid mit Fuentes zusammengearbeitet. Obwohl es eindeutige Hinweise dazu gab, dass Fuentes auch Fußballer betreut haben soll, wurden die Akten sofort verschlossen.
Authors
Julius Gabele, geboren 1993, ist seit 2017 Redakteur bei KATAPULT und vor allem für die Berichterstattung internationaler Politik zuständig. Er hat Geographie an der Universität Augsburg und der Universitat de Barcelona studiert. Er ist zudem als freiberuflicher Fotograf tätig.
Zu seinen Schwerpunkten zählen geopolitische Konflikte und Entwicklungspolitik.