Die Linke stimmt für AfD-Abgeordneten
In der Neubrandenburger Stadtvertretung gibt es eine seltsame Allianz: die AfD, die Linke und der rechte Teil der alten CDU. Das Stimmbündnis von ganz links und ganz rechts hat eine knappe Mehrheit von 19 zu 18 und schiebt sich gegenseitig Posten zu. Die AfD stellt durch die Hilfe der Linken mehr Ausschussvorsitzende, als ihr aufgrund des Wahlergebnisses zustehen würden.
Wie kam es dazu?
In Neubrandenburg gibt es schon länger eine besondere Konstellation zwischen CDU, Linker und AfD. Bereits in der vergangenen Legislaturperiode stimmte die AfD mit den beiden anderen großen Fraktionen. Aber: Zu diesem Zeitpunkt brauchten CDU und Linke die Stimmen nicht für eine Mehrheit.
Die CDU hat sich in Neubrandenburg Mitte Mai dieses Jahres gespalten. Acht CDU-Abgeordnete gründeten die neue Fraktion „Bürger für Neubrandenburg“ und arbeiten offen mit der AfD zusammen. Umarmungen sind zwischen den Abgeordneten beider Fraktionen normal.
Durch die Spaltung der CDU/FDP-Fraktion ist die Linkspartei zur größten Fraktion in der Stadtvertretung geworden. Das neue Fraktionsgebilde ist auch der Grund dafür, dass alle Ausschüsse neu besetzt werden mussten. Auch deren Vorsitzenden wurden deshalb neu gewählt.
Die größte Fraktion hat das Vorschlagsrecht für Kandidierende neuer Ausschussvorsitzenden. Die Linke hatte für den Kulturausschuss zunächst keinen Kandidaten benannt, weshalb die SPD ihren Kandidaten Roman Oppermann vorschlug. Oppermann erhielt jedoch keine Mehrheit, er bekam 19 Gegenstimmen der 37 Mitglieder. In einem nächsten Versuch stand der AfD-Abgeordnete Robert Schnell zur Wahl. Er gewann die offene Abstimmung mithilfe der Stimmen der Linkspartei.
Die AfD bekam noch einen weiteren Posten: den Vorsitz des Betriebsausschusses. Hier wurde 5:4 für die AfD gestimmt. Dass die Stimmen wieder durch das Rechts-links-Bündnis zustande kam, ist wahrscheinlich. Auf Nachfrage von KATAPULT MV kritisiert die Landesvorsitzende der Linken, Vanessa Müller, ihre Neubrandenburger Parteikollegen hart:
„Für uns ist ganz klar: Wer mit Faschisten zusammenarbeitet, ist eindeutig in der falschen Partei. Abgesehen von unserem Unvereinbarkeitsbeschluss sollte auch so allen Genoss:innen klar sein, die AfD zu unterstützen, ist nicht vereinbar mit unseren Grundsätzen. Wer sich so weit von unserer Partei und ihrem Programm entfernt, muss mit Konsequenzen rechnen. Peter [Ritter] (Anm. d. Red.: parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion im Landtag) und ich sind zutiefst enttäuscht von den Akteur:innen in Neubrandenburg.“
Eine Anfrage von KATAPULT MV an die Linkspartei Neubrandenburg blieb unbeantwortet.