Bildungssystem
Zeig mir deine Eltern und ich zeige dir deine Schule
Von Tobias Müller und Lilly Graschl
Artikel teilen
In Deutschland gilt für Privatschulen das “Sonderungsverbot”. Das heißt, dass sie zwar ein Schulgeld erheben dürfen. Dieses muss sich allerdings nach dem Einkommen der Eltern oder Sorgeberechtigten richten oder so niedrig ausfallen, dass es prinzipiell von allen gezahlt werden könnte. Damit soll verhindert werden, dass die Schüler:innenschaft sich gemäß der jeweiligen Haushaltseinkommen zusammensetzt.
Tatsächlich gibt es zwischen Schüler:innen, die auf Privat- und solchen die auf öffentliche Schulen gehen, jedoch erhebliche Unterschiede. Forscher:innen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und des Wissenschaftszentrums Berlin haben nun untersucht, ob das auch mit der Entfernung der jeweiligen Schulen vom Wohnort der Kinder zusammenhängt. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall.
Vielmehr legen ihre Studienergebnisse nahe, dass das Schulgeld von Privatschulen einkommensschwächere Haushalte immer noch abschreckt. Zudem seien sie für bildungsfernere Eltern häufig keine Option, weil über alternative pädagogische Konzepte zu wenig bekannt sei. Einkommensstärkere Eltern mit höheren Bildungsabschlüssen behandelten Privatschulen hingegen als gleichwertige Alternativen zu öffentlichen Schulen. Im Ergebnis schickten sie ihre Kinder deutlich häufiger auf private Einrichtungen.
Wolle man dies ändern, so Felix Weinhardt vom DIW, dann müsse man über alternative Finanzierungskonzepte für Privatschulen nachdenken - und die privaten Einrichtungen durch mehr Information auch für einkommensschwächere und bildungsfernere Elternhäuser zu gleichwertigen Optionen machen.
KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr!
Autor:innen
Geboren 1986, ist seit 2020 Redakteur bei KATAPULT. Er hat Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Greifswald studiert und wurde mit einer Arbeit im Bereich Politische Ideengeschichte promoviert. Zu seinen Schwerpunkten zählen die deutsche Innenpolitik sowie Zustand und Entwicklung demokratischer Regierungssysteme.
Geboren 1994, ist seit 2021 Grafikerin bei KATAPULT. Sie hat visuelle Kommunikation in Graz studiert und ist Illustratorin.