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Seit Kriegsausbruch habe ich die Ukraine fünfmal besucht, Hilfsmittel mit einem Bus in die Kampfgebiete gefahren und Reportagen und Berichte zurück nach Deutschland gebracht. Aber zweimal habe ich noch etwas anderes aus der Ukraine mitgenommen: Magazine. Wir haben sie im nordostukrainischen Charkiw drucken lassen, einer der am schwersten getroffenen Städte des russischen Angriffskrieges – auch um zu zeigen, dass es geht – trotz Krieg.
Heute Morgen ist unsere Druckerei „Faktor Druk“ von einer Rakete getroffen worden. Heißt: Leute, die unser Geopolitkmagazin KATAPULTU gedruckt haben, wurden heute tot oder schwer verletzt aus ihren Produktionshallen getragen. Details geben wir in den kommenden Tagen bekannt.
Vorsicht
Mit großer Triggerwarnung sende ich euch hier vier Links mit Bildern und Videos, die kurz nach dem Angriff vor Ort entstanden sind. Bitte nur anklicken, wenn ihr solche Aufnahmen verkraften könnt. Eins, zwei, drei, vier.
Das ist, besonders für mich und KATAPULT, schwer zu ertragen. Deshalb will ich, dass wir was unternehmen – für die Druckerei-Mitarbeitenden, die überlebt haben. Ich möchte, dass die Menschen dort weitermachen können. Nicht um unser Magazin zu drucken, sondern um nicht aufgeben zu müssen und eine Perspektive zu haben.
Erstens
Ich spende 1.000 Euro für die Druckerei. Wenn ihr den Betrag erhöhen wollt, hier lang. Wir geben eure Spenden eins zu eins weiter. Die Druckerei-Leute sollen das Geld so einsetzen, wie sie es für richtig halten – für den Wiederaufbau oder für die Verletzten und Hinterbliebenen.
Zweitens
Wir zahlen für den Druck unserer zwei kommenden KATAPULTU-Ausgaben freiwillig 50 Prozent mehr. Ja, wir machen dann immer noch Gewinn. Wenn ihr zusätzlich die Druckauflage erhöhen wollt, könnt ihr hier Unterstützungsabos von KATAPULTU abschließen. (Wenn sich rausstellen sollte, dass die Druckerei gar nicht mehr in der Lage ist, zu drucken, stornieren wir eure Hilfsabos und ihr bekommt euer Geld zurück.)
Meine nächste Fahrt in die Ukraine war für den 3. Juni geplant. Ich wollte Medikamente in ein Krankenhaus bei Kramatorsk bringen, ein Minensuchteam und einen Drohnenbauer interviewen. Das wird auch so bleiben. Aber: Ich füge nun einen Besuch hinzu – bei unseren Freunden von Faktor Druk.
Bis bald
Benni Fredrich
PS:
Bevor wir bei Faktor gedruckt haben, hatte ich die Druckerei als Journalist besucht und einen kleinen Artikel über sie geschrieben. Über Mut, übers Weitermachen, über Hoffnung trotz schwieriger Bedingungen. Ich mache jetzt das Gleiche noch mal – habe aber etwas Angst davor, dass ich diese Hoffnung bei den Menschen nicht mehr finden werde.
KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr!
Autor:innen
Der Herausgeber von KATAPULT und Chefredakteur von KATAPULTU ist einsprachig in Wusterhusen bei Lubmin in der Nähe von Spandowerhagen aufgewachsen, studierte Politikwissenschaft und gründete während seines Studiums das KATAPULT-Magazin.
Aktuell pausiert er erfolgreich eine Promotion im Bereich der Politischen Theorie zum Thema »Die Theorie der radikalen Demokratie und die Potentiale ihrer Instrumentalisierung durch Rechtspopulisten«.
Veröffentlichungen:
Die Redaktion (Roman)
Pressebilder: