Zum Inhalt springen

Rücktrittswelle in Russland

Immer mehr Journalist:innen staatlicher russischer Medien kündigen

Von

Artikel teilen

Wer hat bisher als Reaktion auf den Krieg gekündigt? Eine Auswahl:

Zhanna Agalakowa: ehemalige Europa-Korrespondentin bei Channel One Russia

Lilia Gildejewa: war seit 2006 als Moderatorin beim de facto staatlichen Fernsehsender NTW (HTB)

Vadim Glusker: war seit fast 30 Jahren bei NTW

Maria Baronowa: war erst Anti-Regierungs-Aktivistin und dann Chefredakteurin der russischsprachigen Ausgabe des Fernsehsenders RT (ehemals Russia Today), einem vom russischen Staat gegründeten und finanzierten Auslandsfernsehprogramm

Shadia Edwards-Dashti: war RT-Korrespondentin in London

Jonny Tickle: war Journalist bei englischsprachigen Ausgabe von RT in Moskau

Frédéric Taddeï: war Moderator der Sendung "Interdit d'interdire" ("Verbieten verboten") auf RT France

Der russische Journalist und Reporter bei Radio Free Europe/Radio Liberty Roman Super schrieb am Dienstag auf Facebook:

"Ein WGTRK-Mitarbeiter, den ich kenne, sagte mir, dass die Leute in Scharen bei Vesti [heute eigentlich Rossija 24] kündigen. Der Produzent von 'Putins Abteilung' ist zurückgetreten, einer der dienstältesten Produzenten von 'Vesti Nedeli' ist zurückgetreten, der Direktor der täglichen Sendung 'Gleb' ist zurückgetreten (er verließ seinen Posten direkt während der Sendung). Die Stimmung der meisten verbliebenen Mitarbeiter ist mies: 'Wenn es die Kredite nicht gäbe, wären wir abgesprungen'. Die Leiterin (etwa 15 Jahre im Amt) von 'Putins Abteilung', Julia Worobjewa, ist heute zurückgetreten. Aktuell wird den Mitarbeitern mitgeteilt, dass auch der Fernsehmoderator Sergey Brilev (britischer Staatsbürger) WGTRK verlässt."

WGTRK ist eine staatliche russische Medienholding-Gesellschaft, zu der an die hundert regionale, nationale und internationale Fernseh- und Hörfunkanstalten, aber auch Internetzeitungen gehören. Öffentlich bestätigt sind die Aussagen Roman Supers bisher nicht.

Auch bei der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ruptly mit Sitz in Deutschland sei es laut der Nachrichtenagentur Reuters zu einer Reihe von Rücktritten gekommen.

Andere Fernsehgrößen, die sich aus ihrem Geschäft zurückgezogen haben

Iwan Urgant: bekannter russischer Fernsehmoderator, Schauspieler und Musiker; hatte seit 2012 eine tägliche Late-Night-Show namens Wetschernij Urgant (Abendlicher Urgant) auf Channel One Russia. Er verurteilte den Krieg und nahm sich Urlaub.

Alla Pugatschewa und Maxim Galkin: bekanntes "Promi-Paar"; Galkin ist Komiker, Moderator und Sänger; Pugatschowa ist Sängerin und Komponistin. Galkin verurteilte den Krieg, und sie nahmen sich Urlaub.

Aktuelle Ausgabe

KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr!

KATAPULT abonnieren

Autor:innen

Geboren 1983, ist seit 2015 Redakteur bei KATAPULT und vor allem als Layouter, Grafiker und Lektor tätig. Er hat Germanistik, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Greifswald studiert.

Sein wissenschaftliches Hauptinteresse liegt im Bereich der Sprachwissenschaft.

Neueste Artikel

Wahlverhalten bei den US-Präsidentschaftswahlen

Schwarze wählten überwiegend Harris. Weitere Grafiken zu unterschiedlichen Gruppen in den Kommentaren. Die Leute wurden nach der Wahl im Wahllokal befragt. Fehlende Werte zu 100% gehören zu anderen Kandidaten.

Die ältesten Demokratien der Welt

Schafft Trump jetzt die Demokratie ab? Angesichts seiner erneuten Präsidentschaft und seinen Plänen zur Umgestaltung der Regierung ("Project 2025") befürchten das einige. Dabei sind die Vereinigten Staaten die älteste durchgehend existierende Demokratie. Hier eine Karte der 10 weltweit ältesten.

"Sei kein harter Typ. Sei kein Trottel! Ich ruf dich später an."

2019 schickte US-Präsident Trump diesen Brief an seinen türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdoğan. Erdogan soll ihn damals unbeantwortet in den Müll geworfen haben. Angesichts des bevorstehenden Wahlsiegs geht der Brief in der Türkei gerade wieder viral. Er war am 16. Oktober 2019 an die Öffentlichkeit gelangt.