Eskalationspresse
Unabhängig, kritisch und unbequem wollten alternative Medien in den Sechziger- und Siebzigerjahren sein. Als sich die Studierenden im Zuge der 68er-Bewegung anschickten, den „Muff von 1.000 Jahren“ aus den bundesdeutschen Hochschulen zu vertreiben, wollten alternative Medienangebote frischen Wind in die bürgerlich-konservative Medienlandschaft bringen. Die Themen: Kapitalismuskritik, Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, Emanzipation der Frauen, globale Gerechtigkeit und rechtsextreme Strukturen in Deutschland. „Eine ganz andere Sicht“ auf die Dinge sollte präsentiert werden.1 Es sollten Themen behandelt werden, die in den etablierten Medien keinen Raum bekamen.
Heute wollen alternative Medien immer noch unabhängig, kritisch und unbequem sein. Es geht aber nicht mehr um eine alternative Themenauswahl. Vielmehr schreiben die neuen Alternativen über dieselben Themen wie der von ihnen verachtete Mainstream. Sie schreiben allerdings anders darüber. So anders, dass schon ein halbes Jahr alternativen Medienkonsums im Selbstversuch reichte, um den Journalisten Hans Demmel in eine „Anderswelt“ zu bringen.2