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Seit Montagmittag ist es offiziell: Elizabeth Truss wird neue Parteivorsitzende der Tories und damit auch neue Premierministerin Großbritanniens. Sie folgt damit auf Boris Johnson, der wegen mehrerer Partys während eines Corona-Lockdowns und zuletzt wegen mehrerer Rücktritte innerhalb seines Kabinetts den Posten räumen muss. Abgstimmt haben die knapp 160.000 Mitglieder der Konservativen Partei. Liz Truss erhielt rund 81.000 Stimmen, ihr Konkurrent, der ehemalige Finanzminister Rishi Sunak, nur knapp 60.000 Stimmen.
Truss zählt zum rechten Rand der Partei. Wahlkampf hatte sie vor allem mit dem Versprechen von Steuersenkungen gemacht. Die Inflation in Großbritannien liegt derzeit bei über 10 Prozent, von einer Steuersenkung würden wohlhabende Haushalte überproportional profitieren - Truss bezeichnete das in einem Interview als "fair".
Liz Truss says “it’s fair” that the richest people will benefit the most from her tax cuts.
— Ava-Santina (@AvaSantina) September 4, 2022
“To look at everything through the lens of redistribution, I believe is wrong.” pic.twitter.com/pt2kC8qa2n
Truss ist ebenso wie Johnson entschiedene Brexit-Befürworterin - zumindest seit dem Referendum, in dessen Vorfeld sie noch für einen Verbleib Großbritanniens in der EU warb. Zudem kündigte Truss an, den Artikel 16 des Brexitabkommens, das sogenannte Nordirland-Protokoll, einseitig aufkündigen zu wollen. Der Artikel regelt den Waren- und Zollverkehr zwischen dem zu Großbritannien gehörenden Nordirland und Irland, das weiterhin EU-Mitglied ist. Die EU hatte für diesen Fall rechtliche Schritte angekündigt.
Schon vor Amtsantritt sieht sich Truss einigem Gegenwind ausgesetzt. Dominic Cummings, ehemaliger Berater Boris Johnsons und maßgeblich am Erfolg der Brexit-Kampagne beteiligt, nannte sie eine "menschliche Handgranate". Und im Wahlkampf erntete Truss mit ihrer Antwort auf die Frage, ob Macron ein Freund oder Feind Großbritannies sei, Empörung: Das werde sich in Zukunft erst noch zeigen müssen. Macron konterte gelassen: Großbritannien sei ein Freund, "manchmal trotz ihrer Führer".
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Autor:innen
Geboren 1998. Studiert Journalistik und Politikwissenschaft in Passau und scheiterte bereits drei Mal bei dem Versuch, ein Auslandssemester zu absolvieren, an der Corona-Pandemie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik und Feuilleton. Ehemalige Praktikantin bei KATAPULT