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Was haben die Bücher “Alice im Wunderland”, “Don Quijote” und Goethes “Leiden des jungen Werther” gemeinsam? Sie alle waren zeitweise verboten. Die Geschichte der Literatur ist auch eine Geschichte ihrer Beschränkungen: Bereits wenige Jahrzehnte nach der Erfindung des modernen Buchdrucks in Deutschland folgte die erste offizielle Zensur. Mit der Verordnung von 1486 wollte der Mainzer Erzbischof dafür sorgen, dass die christliche Lehre rein blieb. Auch heute werden weltweit zahlreiche Schriften aus religiösen Gründen verboten, selbst die Bibel ist in einigen Ländern nicht erhältlich. Zwei weitere häufig verbotene Themen sind Politik und Sex.
Zensur gibt es nicht nur in autokratischen Staaten. Seit 2003 unterliegt beispielsweise das Buch “Esra” von Maxim Biller in Deutschland einem Veröffentlichungsverbot. Der Erzähler schildert in diesem Werk eine dysfunktionale Liebesbeziehung. Die Exfreundin des Autors und deren Mutter sahen darin ihre Persönlichkeitsrechte verletzt und klagten. Der Streit ging bis vors Bundesverfassungsgericht, das 2007 urteilte, dass das Buch auch weiterhin nicht vertrieben werden dürfe – für Kritiker ein bedenklicher Eingriff in die Kunstfreiheit. Dass literarische Werke Literaturprodukte in Deutschland verboten werden, ist allerdings eine Ausnahme, denn die Meinungs- und Kunstfreiheit ist verfassungsrechtlich geschützt. Nur wenn ein Gericht feststellt, dass ein Medium gegen das Strafrecht verstößt, geht das mit einem absoluten Verkaufsverbot einher. Das trifft zu, wenn Bücher Volksverhetzung, Holocaustleugnung oder Kinder sowie Tierpornografie enthalten.
Nicht immer aber sind staatliche Institutionen für die Einschränkung von Literatur verantwortlich. Beispiel: Harry Potter. Der Bestseller von Joanne K. Rowling ist zwar in keinem Land verboten, trotzdem stören sich immer wieder verschiedene religiöse Gruppierungen an der Zauberer-Geschichte. Sie befürchten, dass Kinder und Jugendliche durch die Darstellung von Okkultismus und Gewalt negativ beeinflusst werden. So verbrannten letztes Jahr drei polnische Priester öffentlichkeitswirksam Exemplare des Bestsellers - zusammen mit anderen Objekten, die sie für schlechte Energie oder Aberglauben verantwortlich machten. Darunter auch einen “Hello-Kitty”- Regenschirm. Auch in den USA ist die Sorge bei Geistlichen und Eltern besonders groß, dass die Geschichten des Zauberschülers Potter negative Auswirkungen hätten. Das zeigt die Liste der “Top 10 Most Challenged Books”, die jedes Jahr von der American Library Association (ALA) herausgegeben wird.