Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft zeigt, dass trotz einer tatsächlichen Inflationsrate von 2,2 % im letzten Jahr Bürgerinnen und Bürger die Preissteigerung im Durchschnitt auf 15,3 % schätzen.
Vor allem Nichtwählende, AfD- und BSW-Anhänger überschätzen die Inflation am deutlichsten.

Mögliche Gründe für diese häufige Fehleinschätzung:
Verbraucher haben eher das langfristig angestiegene Preisniveau im Blick. Denn obwohl die Inflationsrate 2024 auf 2,2 % gesunken ist, liegen die Verbraucherpreise insgesamt 19,3 % über dem Niveau von 2020. Besonders stark gestiegene Preise für Heizenergie (50,3 %), Kraftstoffe (41 %) und Lebensmittel (32,8 %) prägen das Empfinden vieler Menschen.
Preiserhöhungen bei alltäglichen, häufig gekauften Konsumgütern wie Olivenöl (98,6 Prozent), Zucker (71,3 Prozent) oder Mehl (48 Prozent) seit 2020 beeinflussen die Wahrnehmung überdurchschnittlich.
Die unterschiedliche Einschätzung nach Parteianhängerschaft könnte daran liegen, dass die politischen Ränder leicht überproportional von Leuten mit niedrigeren Haushaltseinkommen gewählt werden, so die Studienautor:innen. Diese seien von Preissteigerungen insbesondere bei Lebensmitteln und Sprit stärker betroffen.
Warum kann diese Fehleinschätzung ein Problem sein?
Wenn die gefühlte Inflation dauerhaft von der gemessenen abweicht, kann dies das Vertrauen der Bevölkerung in offizielle Daten und Institutionen beeinträchtigen. Das wiederum kann zu politischer Radikalisierung und zur Unterstützung populistischer Parteien die führen.
So gehen mehr als zwei Drittel der AfD- und BSW-Anhänger davon aus, dass die Preise, die sie persönlich zahlen, stärker gestiegen seien, als die amtliche Inflationsrate.

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Autor:innen
Geboren 1983, ist seit 2015 Redakteur bei KATAPULT und vor allem als Layouter, Grafiker und Lektor tätig. Er hat Germanistik, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Greifswald studiert.