Billiglöhner in Russland
Russland ist ein Einwanderungsland. Nur in den USA leben mehr Menschen, die im Ausland geboren wurden. Ungefähr die Hälfte der schätzungsweise 12 bis 15 Millionen Migrantinnen und Migranten in Russland wohnt in den Metropolregionen Moskau und Sankt Petersburg, den beiden größten russischen Städten. Über 60 Prozent von ihnen stammen aus zentralasiatischen Ländern – vor allem aus Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan. Schätzungen zufolge haben ähnlich viele keine Arbeitserlaubnis und werden demnach auch nicht in der staatlichen Statistik erfasst. Genaue Zahlen gibt es also nicht.1 Migration ist ein zentrales Thema in der russischen Politik und Gesellschaft, die Abneigung gegenüber Zugewanderten weitverbreitet. Laut einer Befragung sehen 61 Prozent der Bevölkerung die große Zahl an ausländischen Arbeitskräften als Last für das Land – sie würden ihnen die Jobs wegnehmen und das Sozialsystem ausnutzen.2 Die Fremdenfeindlichkeit spiegele sich auch stark in der russischen Politik wider, sagt die Politikwissenschaftlerin Davé Bhavna. Sie hat den Umgang mit zentralasiatischen Menschen in Russland und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen untersucht.3