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Prüde USA?

Bär ohne Puller

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Der wahre Grund für das Weglassen der „Mannheit“, wie der Piephahn in der Wappenkunde genannt wird, lässt sich nicht genau bestimmen. Was jedoch sicher ist: New Bern erhielt seine erste Flagge vom Schweizer Diplomaten Giovanni Battista Pioda, der sie dem New Berner Bürgermeister Ellis am 27. Februar 1896 als Geschenk der „Mutterstadt“ überreichte. Und diese Flagge zeigt einen Bären – ohne Mannheit. Dass der New Berner Bär keinen Schniedel hat, liegt also in der Verantwortung der Schweizer, nicht der Amerikaner. Mehr noch: Wie der Diplomat Pioda bei der Übergabe betonte, handelte es sich bei der Flagge um „das Banner der Stadt Bern“ – und nicht etwa um ein für die „Tochterstadt“ angepasstes Wappen.

Und wirklich, schaut man sich historische Darstellungen des Berner Wappens an, wird deutlich, dass auch der Schweizer Bär nicht immer einen Lümmel hatte. Das Berner Wappen wechselte von Zeit zu Zeit sein Aussehen. Der Bär ist mal realistischer und mal abstrahierter, meist hat er Krallen und eine herausgestreckte Zunge, manchmal eine Mannheit – und manchmal eben keine. Heute allerdings ist sie Pflicht. Das regelt die Schweizer Wappenschutzgesetzgebung. Auch wenn man es als Laie leicht überlesen könnte. Artikel 3 beschreibt das Wappen folgendermaßen:

„In Rot ein goldener Schrägbalken, belegt mit einem schreitenden rot bewehrten, bezungten und gezoteten schwarzen Bären.“

„Gezotet“ bedeutet in der Heraldik, dass ein Wappentier ein farblich abgehobenes Geschlechtsteil hat. Aber warum haben manche Wappentiere überhaupt einen Struller? Wappentiere sollten früher unter anderem Stärke und Wehrhaftigkeit ausdrücken. Eine herausgestreckte Zunge und spitze Krallen lassen das Tier furchterregend und angriffslustig wirken. Der hervorgehobene Penis soll vermutlich Stärke und Macht ausdrücken.

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Autor:innen

Geboren 1983, ist seit 2015 Redakteur bei KATAPULT und vor allem als Layouter, Grafiker und Lektor tätig. Er hat Germanistik, Kunstgeschichte und Deutsch als Fremdsprache an der Universität Greifswald studiert.

Sein wissenschaftliches Hauptinteresse liegt im Bereich der Sprachwissenschaft.

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