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Der Deutsche Bundestag ist in den letzten Jahrzehnten weiblicher und diverser geworden. Es gibt aber noch eine weitere, etwas weniger bekannte Entwicklung: Der Anteil an Berufspolitiker:innen hat seit den Sechzigerjahren zugenommen.
Das zeigt eine Studie, die dieses Jahr in der Fachzeitschrift Electoral Studies erschienen ist. Berufspolitiker sind demnach Abgeordnete, die weniger als fünf Jahre außerhalb des politischen Betriebs tätig waren.
Mittlerweile trifft das auf ungefähr jeden dritten Abgeordneten zu. Gleichzeitig ist die Zahl der Parlamentarier:innen mit langjähriger Erfahrung in einem Arbeiterberuf stark zurückgegangen.
Arbeiter:innen sind im Parlament also unterrepräsentiert. Das kann zum Problem werden: Die Forschung hat gezeigt, dass Parlamente mit mehr Abgeordneten aus der Arbeiterklasse als legitimer angesehen werden.
Fehlen sie, könnten große Teile der Bevölkerung sich nicht ausreichend vertreten fühlen, was etwa mit einer geringeren Wahlbeteiligung einhergehen kann. Besonders auffällig: Auch in der Fraktion der klassischen Arbeiterpartei SPD ist der Anteil der Berufspolitiker:innen stark gestiegen, während der Anteil der Arbeiter:innen gesunken ist.
Dabei kann eine Partei auf verschiedenen Wegen beeinflussen, wer gute Chancen auf einen Einzug ins Parlament hat. Zum Beispiel über eine aussichtsreiche Position auf der Landesliste.
Über die Kandidat:innen dieser Liste entscheiden die Wähler:innen mittels ihrer Zweitstimme. Warum also nominiert die SPD so wenig Arbeiter:innen, obwohl sie durchaus Einfluss auf die Kandidaten nehmen könnte?

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