Skip to content

Russland

Gehen oder bleiben?

By and

Share article

Von “sinnlosen Wirtschaftssanktionen” gegen Russland sprach die Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht vor wenigen Tagen. Zuvor hatte sie der Bundesregierung vorgeworfen, einen “Wirtschaftskrieg” begonnen zu haben, der Deutschland mehr schade als Russland. Wagenknecht steht mit ihrer Ansicht keineswegs allein. Neben der französischen Rechtsextremen Marine Le Pen zweifeln auch prominente Wirtschaftskommentatoren wie beispielsweise Simon Jenkins vom britischen The Guardian daran, dass die Sanktionen wirksam sind.

Demgegenüber stehen 42 Forscher:innen an der Yale University in den USA. Ihren Analysen zufolge leidet die russische Wirtschaft sehr wohl unter den westlichen Sanktionen - vor allem, weil sich auch viele Privatunternehmen aus dem russischen Markt zurückgezogen haben. 

Bisher haben rund 1.000 Unternehmen Russland den Rücken gekehrt. Laut den Berechnungen der Forscher:innen waren diese für circa 40 Prozent des russischen Bruttoinlandsprodukts verantwortlich. Die Gründe für die Rückzüge waren in vielen Fällen eine Mischung aus moralischen und wirtschaftlichen Überlegungen.

Es ist jedoch nicht in allen Fällen gleichermaßen einfach für Firmen, sich aus ausländischen Märkten zurückzuziehen. Im Gesundheitswesen beispielsweise riskieren Unternehmen, dass Patient:innen schlechter oder gar nicht mehr versorgt werden, wenn sie dem entsprechenden Markt den Rücken kehren. 

Red Bull würde mit einem Rückzug freilich auch was riskieren - Russland gehört für den Brausehersteller zu den Wachstumsmärkten.

Aktuelle Ausgabe

KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abonnements. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr.

KATAPULT abonnieren

Footnotes

  1. @SWagenknecht: Tweet vom 23.8.2022, auf: twitter.com.
  2. @SWagenknecht: Tweet vom 19.8.2022, auf: twitter.com.
  3. Jenkins, Simon: The rouble is soaring and Putin is stronger than ever - our sanctions have backfired, auf: theguardian.com (22.7.2022).
  4. Sonnenfeld, Jeffrey et al.: Business Retreats and Sanctions Are Crippling the Russian Economy, auf: papers.ssrn.com (19.7.2022).
  5. Sonnenfeld, Jeffrey; Tian, Steven: How to take down a tyrant, auf: foreignpolicy.com (10.8.2022).
  6. Danzer, Andreas: Am Pranger: Welche österreichischen Unternehmen Russland nicht verlassen, auf: derstandard.de (17.4.2022).

Authors


Tobias Müller
geboren 1986, ist seit 2020 Redakteur bei KATAPULT. Er hat Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Greifswald studiert und wurde mit einer Arbeit im Bereich politische Ideengeschichte promoviert. Zu seinen Schwerpunkten zählen die deutsche Innenpolitik sowie Zustand und Entwicklung demokratischer Regierungssysteme.

Geboren 1998. Studiert Journalistik und Politikwissenschaft in Passau und scheiterte bereits drei Mal bei dem Versuch, ein Auslandssemester zu absolvieren, an der Corona-Pandemie. Ihre journalistischen Schwerpunkte sind Politik und Feuilleton. Ehemalige Praktikantin bei KATAPULT

Translators

Latest Articles

“Most people who I know left or are about to leave the country“

Last Thursday the KATAPULT had the chance to speak to a young woman in Russia about the situation inside the country. Originally it was planned as a video-interview. However the newest regulations in Russia which suppress the freedom of press and punish the spreading of information against the government are punishable with  a prison sentence of up to 15 years. That’s why the interview will now be published as completely anonymized text. The photos were sent by the interviewee. Her name and hometown has been verified by KATAPULT.

Russia's war against Ukraine. Russia's war against the world

This morning started with good news: No regional hub of Ukraine is occupied by the Russians. Very good news, considering the last eight days.

Today, we hired the first 15 Ukrainian journalists

14 of the 15 are women. Four are currently fleeing West. Some are in calmer regions of Ukraine, while some are in violent war zones.