Die ursprünglichen Oligarchen wurden in den 1990er-Jahren reich, in der Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Als staatliches Vermögen in privates transformiert wurde, nutzten sie ihre Position dafür aus, sich persönlich zu bereichern - oft durch korrupte Geschäfte. Eine neuere Gruppe von Oligarchen wurde durch ihre Verbindungen zu Putin reich, der Russland seit 2000 mehr oder weniger direkt regiert. Seither hat Putin die Oligarchen entweder belohnt oder bestraft. Ein prominentes Beispiel dafür, wie Putin einen unbequemen Oligarchen beseitigte, ist der Fall des Michail Borissowitsch Chodorkowski. Der damals reichste Russe - in den 90ern zeitweise selbst in der Regierung - war ein starker Kritiker Putins und nutze seinen Einfluss und sein Vermögen auch, um Oppositionsparteien zu finanzieren. Der öffentliche Schlagabtausch endete 2003, als Chodorkowski wegen Unterschlagung und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Sein Ölkonzern "Yukos", einer der größten des Landes, wurde bald darauf für bankrott erklärt. Erst 2013 wurde Chodorkowski begnadigt, sein Vermögen ist auf einen Bruchteil geschrumpft. Den Oligarchen wurde nach und nach klar, dass ihr Reichtum von ihrem Gehorsam gegenüber Putin abhing. Manche verkauften deswegen sogar Teile ihrer Unternehmen an den russischen Staat. Während Putin seine Macht festigte, entstand eine neue Art von Oligarchen, die sogenannten Silowarchen. Der Begriff ist ein Kofferwort aus "Oligarch" und "Silowiki", eine russische Bezeichnung für Mitarbeiter aus dem Geheimdienst und dem Militär. Viele Silowarchen kennen Putin persönlich, etwa aus seiner Zeit beim russischen Geheimdienst KGB, oder waren während seiner frühen politischen Karriere in St. Petersburg unter ihm tätig. Sie nutzten diese Verbindung, um ihren Reichtum anzuhäufen. Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass sie mit ihm befreundet sind. Auch sie sind auf seine Gnade angewiesen. Aktuell werden etwa 30 russische Oligarchen von verschiedenen Ländern und Staatenbünden sanktioniert. Einige haben sich bereits von Putin und seinem Angriffskrieg distanziert. Beeinflusst hat das diesen in seinen Entscheidungen bisher aber offenbar nicht. Aktuelle Ausgabe KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abonnements. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr. KATAPULT abonnieren