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Studie

Wer einmal ausländerfeindlich ist, bleibt es auch

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Studie: „The Stability of Immigration Attitudes: Evidence and Implications“ von Alexander Kustov, Dillon Laaker und Cassidy Reller (Mai 2019).

Wechseln Wählerinnen und Wähler ihre Einstellung gegenüber Migranten im Laufe ihres Lebens, oder bleibt die Haltung gleich? Dieser Frage sind die US-amerikanischen Forscher Alexander Kustov, Dillon Laaker und Cassidy Reller nachgegangen. Ihr Ergebnis ist eindeutig: Wer einmal eine negative Haltung gegenüber Migration hatte, der behält sie auch ein Leben lang. Genauso ist es umgekehrt. Wer Migrantinnen und Migranten gegenüber positiv eingestellt ist, bleibt dies mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe seines Lebens.

Für ihre Untersuchungen verglichen die Forscher neun Langzeitstudien aus den USA und Westeuropa miteinander. Um Erkenntnisse zur Veränderung dieser Grundhaltung zu erhalten, zogen sie nur Studien heran, in denen Menschen über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren mehrmals befragt wurden. Die Befragten mussten beispielsweise Fragen beantworten wie »Ist es gut, dass die Gesellschaft aus verschiedenen Kulturen besteht?« und diese auf einer Skala von 1 (»stimme zu«) bis 5 (»stimme nicht zu«) bewerten.

Die Einstellung gegenüber Einwanderern bleibt auch in Krisenzeiten stabil. Die Zeiträume, die die Forscher untersuchten, waren wirtschaftlich und politisch von Krisen geprägt: das Referendum zum Brexit, die Wirtschaftskrise von 2008/09 und die Flüchtlingskrise in Europa. Wenn Migration in der Gesellschaft ein großes Thema ist, kann es auch im Wahlkampf eine Schlüsselrolle spielen. Während des Referendums in Großbritannien war die Medienberichterstattung zu Migration dreimal so hoch wie sonst. Doch auch hier zeigte sich: Selbst wenn es bei der Einstellung gegenüber Migrantinnen und Migranten hin und wieder kurze Ausreißer gab, waren sie nicht von Dauer. Die individuelle Grundhaltung blieb relativ unbeeinflusst von Krisen.

Es haben sich schon einige Studien mit der Grundhaltung zur Migration beschäftigt. Bisher gingen drei Viertel der Forscherinnen und Forscher davon aus, dass sich die Einstellung der Wähler gegenüber Migration sehr wohl im Laufe des Lebens immer wieder verändern könne. Der Aufstieg rechtsradikaler Politiker lässt sich also nicht unbedingt mit einer veränderten Grundhaltung der Bevölkerung zu Migration erklären.

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