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Am 22. Juli schlägt der britische Außenminister Jeremy Hunt eine europäische Militärmission zum Schutz von Handelsschiffen vor iranischen Übergriffen vor. Nur eine Woche später sind die Pläne passé: Der neue britische Premierminister Boris Johnson und sein neuer Außenminister Dominic Raab setzen nun auf eine Mission unter amerikanischer Beteiligung.
Der deutschen Regierung tut Johnson damit einen Gefallen: Wurde in der großen Koalition noch gerungen, ob man sich einer rein europäischen Mission anschließen soll, wird eine amerikanisch-geführte Operation in Berlin – ebenso wie vom französischen Partner – nicht akzeptiert. Außenminister Heiko Maas erklärte: »An der von den USA vorgestellten und geführten Seemission wird sich die Bundesregierung nicht beteiligen.«
Am 19. Juli hatte der Iran einen britischen Tanker in omanischen Gewässern gekapert. In Teheran scheint man so die Freiheit eines iranischen Schiffs erzwingen zu wollen, das von Großbritannien im Mittelmeer festgesetzt worden war. London argumentiert, dass der iranische Tanker Öl nach Syrien hätte transportieren wollen – ein Verstoß gegen EU-Sanktionen. Die Spannungen rund um die Wasserstraße nehmen seit Monaten zu. Im Juni waren mehrere Öltanker attackiert worden – laut westlichen Geheimdiensten durch den Iran. Seither folgt Drohgebärde auf Drohgebärde. Am 20. Juni schoss der Iran eine amerikanische Drohne ab, woraufhin im Weißen Haus weitreichende Vergeltungsangriffe debattiert wurden.
21 Millionen Barrel Öl werden jeden Tag durch die Straße von Hormus verschifft, das ist ein Fünftel des täglichen weltweiten Verbrauchs. Auch für den Export von Flüssiggas ist die Wasserstraße zentral. Das Tor zum persischen Golf ist an seiner engsten Stelle nur 55 Kilometer breit und seit jeher eine Achillesferse des weltweiten Rohstoffhandels: Während des Iran-Irak-Kriegs in den 1980er-Jahren kam es im Golf zum sogenannten Tankerkrieg. Der irakische Machthaber Saddam Hussein hoffte damals vergeblich, den Iran dazu provozieren zu können, die Straße von Hormus zu schließen, was wohl eine westliche Intervention bedeutet hätte. Stattdessen kam es zu einer amerikanische Militäroperation, um Tanker zu schützen. In den 2000er-Jahren drohte der Iran mehrmals damit, die Wasserstraße zu sperren, um außenpolitischen Druck auszuüben. 2012 führt dies zu einer großen britisch-amerikanisch-französischen Marineoperation.
Noch heute ist die Fünfte Flotte der US-Navy in Bahrain stationiert. Sie besteht aus 21 Schiffen, die den Verkehr im Golf überwachen. Erstmals seit 2003 werden die USA nun auch Soldaten in Saudi-Arabien stationieren. Großbritannien hat die eigene militärische Präsenz im Golf mittlerweile um ein zweites Kriegsschiff verstärkt. Darüber hinaus hat die Royal Navy vier Minensuchboote vor Ort.
Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran im Frühjahr 2018 nehmen die Spannungen zwischen beiden Staaten zu. Der Atomvertrag sollte verhindern, dass die Islamische Republik die Atombombe erhält. Die europäischen Staaten halten an der Vereinbarung fest. Aber auch der Iran hat angekündigt, sich nicht länger an den Vertrag halten zu wollen, und reichert Uran über das vereinbarte Limit an. Die USA verhängten neue Sanktionen gegen das iranische Regime. Sie treffen auch die Bevölkerung hart: Die Inflation in dem Land wird dieses Jahr wohl die Marke von 37 Prozent knacken.
Dass Großbritannien nun mit den USA kooperiert, könnte auch auf eine neue Gangart in der britischen Außenpolitik hindeuten, die sich vom Festlandeuropa weiter abkoppelt. Interessant wird es sein, zu beobachten, wie sich Boris Johnson nun im Atomstreit orientiert.
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Authors
Jan-Niklas Kniewel
KATAPULT