Bis 2060 soll China CO2-neutral werden. Spätestens ab 2030 sollen die Emissionen zurückgehen. Das ist das erklärte Ziel von Staatschef Xi Jinping. Gegenwärtig treibt die Volksrepublik jedoch noch eine ganz andere Entwicklung voran. Rund zwei Drittel seines Stroms erzeugt China mit Kohle und es gehen immer mehr neue Kraftwerke ans Netz. 2020 hatten diese neue Anlagen eine Gesamtleistung von 38,4 Gigawatt – der gesamte Rest der Welt kommt lediglich auf Anlagen mit einer Leistung von 11,9 Gigawatt. Außerdem entfallen auf das asiatische Land 85 Prozent der weltweit geplanten neuen Kohlekraftkapazitäten. Damit ist Beijing maßgeblich dafür verantwortlich, dass diese Kapazitäten auch global betrachtet weiter wachsen. Download Graphic Der Ausbau der Kohlekraft würde vor allem durch die Provinzregierungen vorangetrieben, so die Umweltschutzorganisation Greenpeace. Diese hätten der Klimapolitik der Zentralregierung den Kampf angesagt. Die Provinzen sehen vor allem die hohen Steuereinnahmen aus den Kohlekraftwerken und die mit der Industrie verbundenen Arbeitsplätze. Denn all das sorgt für soziale Stabilität. Ermöglicht werde der Kohle-Boom jedoch auch durch die „laxe Aufsicht der Zentralregierung“, so die Nichtregierungsorganisationen Global Energy Monitor und Centre for Research on Energy and Clean Air. Zudem sei es zu einer Lockerung der Beschränkungen für den Bau neuer Kohlekraftwerke und einer erhöhten Kreditvergabe auch für kohleintensive Megaprojekte gekommen – ein Nebeneffekt der Corona-Pandemie. Beijing will die Wirtschaft rasch wieder auf Kurs bringen. Allein in der Autonomen Region Innere Mongolei könnte zukünftig so viel Kohle verbrannt werden wie in ganz Deutschland. Obwohl der Landesteil nur ein Drittel so viele Einwohner hat. Download Graphic Doch in China selbst regt sich auch Widerstand. Unlängst veröffentlichten staatliche Umweltsinspekteure einen Bericht, der den Ausbau der Kohlekraftwerks- und Schwerindustriekapazitäten in den östlichen Provinzen scharf kritisiert. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Zentralregierung weitere Regulierungen einführen und auf Konfrontationskurs mit den Provinzregierungen gehen wird. Unlängst stieg Beijing in den Emissionshandel ein. Vor allem staatliche Betreiber von Kraftwerken soll nun nur noch ein begrenztes Kontingent von Emissionsrechten zustehen. Überschreiten ihre Anlagen diese Vorgaben, müssen sie zusätzliche Zertifikate kaufen. Das macht Umweltverschmutzung für die Kraftwerksbetreiber teurer. Aktuelle Ausgabe KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abonnements. Abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr. KATAPULT abonnieren