Skip to content

FAZ-Siegel

Nachhaltigkeit für 9.900 Euro zzgl. MwSt.

By

Share article

Gütesiegel knallen. Das weiß auch das F.A.Z.-Institut, ein Tochterunternehmen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Laut Website steht es »für relevante, glaubwürdige und hochwertige Informationen« – und deshalb verkauft es ein eigens kreiertes Nachhaltigkeitssiegel für 9.900 Euro netto an Firmen, die das gut finden. Nachhaltig müssen diese dafür aber gar nicht handeln. Es reicht, wenn sie im Internet für ökologisches Handeln, soziales Engagement und ökonomische Aspekte irgendwie positiv bewertet wurden.

Gemeinsam mit dem Institut für Management- und Wirtschaftsforschung hat das Institut »zehntausende Online-Nachrichten und mehrere Social-Media-Adressen« durchsucht, tabellarisch erfasst und auf bestimmte Wörter abgeklopft. Dafür gibt es Punkte. Wer gut abschneidet, wird auf der Homepage gelistet. Diese Firmen können sich eine Lizenz für das Siegel kaufen, auf dem groß »Exzellente Nachhaltigkeit« steht und klein darunter »Basis: Nachhaltigkeitsreputation«. Dieses können sie dann auf ihren Kanälen posten.

Bisher wurden 828 Unternehmen gelistet, darunter der Arzneimittelkonzern Hexal, windeln.de, Knäckebrot-Wasa, Car2go, Discountmärkte wie Aldi Süd, Netto und Penny, Tönnies Fleisch- und Fischwaren, diverse Flughäfen, Granini-Fruchtsaft, das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen, Nescafé, Tchibo, Mercedes-Benz, Südzucker, SOS-Kinderdorf e.V., Haribo, Kellogg's, Gazprom, die Aida, Deichmann, Alexa und Capri Sonne. Auf Facebook hat eine Privatperson geschrieben, dass ihre Firma bereits kontaktiert wurde, ob sie sich eine Lizenz für zwölf Monate kaufen wolle. Wenn sich alle gelisteten Unternehmen dafür entscheiden, wären das 8.197.200 Euro fürs F.A.Z.-Institut. Plus Mehrwertsteuer, versteht sich.

Aktuelle Ausgabe

Dieser Text erschien in der 16. Ausgabe von KATAPULT. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr.

KATAPULT abonnieren

Authors

Juli Katz
ist seit 2019 Redakteurin bei KATAPULT und vor allem für die Berichterstattung über sozialpolitische Themen zuständig.

Zu ihren journalistischen Schwerpunkten zählen Kultur- und Arbeitsthemen.

Translators

Latest Articles

“Most people who I know left or are about to leave the country“

Last Thursday the KATAPULT had the chance to speak to a young woman in Russia about the situation inside the country. Originally it was planned as a video-interview. However the newest regulations in Russia which suppress the freedom of press and punish the spreading of information against the government are punishable with  a prison sentence of up to 15 years. That’s why the interview will now be published as completely anonymized text. The photos were sent by the interviewee. Her name and hometown has been verified by KATAPULT.

Russia's war against Ukraine. Russia's war against the world

This morning started with good news: No regional hub of Ukraine is occupied by the Russians. Very good news, considering the last eight days.

Today, we hired the first 15 Ukrainian journalists

14 of the 15 are women. Four are currently fleeing West. Some are in calmer regions of Ukraine, while some are in violent war zones.