In absoluten Zahlen ist während Lulas erster Amtszeit von 2003 bis 2011 zwar deutlich mehr Regenwald abgeholzt worden, als in den vergangenen Jahren unter Bolsonaro. Allerdings ist die Tendenz entgegengesetzt. Während Lula da Silva die Abholzungsraten in seiner Amtszeit kontinuierlich senkte, steigen sie seitdem wieder an. Unter Bolsonaro liegen sie nun wieder höher als in den letzten beiden Amtsjahren Lulas. Zurückzuführen ist das unter anderem auf Bolsonaros wirtschaftsfreundliche Politik, die den Naturschutz stets als Hindernis betrachtete. Schon jetzt ist abzusehen, dass die Abholzungsrate auch 2022 steigen wird - inklusive zunehmend verheerender Folgen für das Weltklima, aber auch für indigene Gruppen, deren Lebensraum zunehmend bedroht ist. So nahmen auch Landkonflikte und  Bodenverschmutzung in vier Jahren Bolsonaro zu. Der Präsident befeuerte solche Entwicklungen eher, als dass er versucht hätte, sie einzudämmen. Diese Politik wird unabhängig vom Ausgang auch über die Stichwahl hinaus Folgen haben. Denn Bolsonarismus wird auch im Falle eines Sieges Lulas nicht von heute auf morgen verschwinden. Zu groß waren die Erfolge seiner Anhänger und Parteigänger auf regionaler Ebene und im nationalen Parlament. Was ein etwaiger Erfolg Lulas für den Regenwald bedeuten würde, bleibt abzuwarten. Im Wahlkampf erklärte er, die Abholzung vollständig zu stoppen. Das scheint zwar utopisch, eine umweltpolitische Wende würde ein Amtswechsel aber mit hoher Wahrscheinlichkeit mit sich bringen. 
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