Die Säuglingssterblichkeit ist einer der Indikatoren, die den Entwicklungsstand eines Landes anzeigen. Länder mit einem hohem Pro-Kopf-Einkommen, einer hohen Wirtschaftsleistung, einer ausgebauten Infrastruktur und einem guten Gesundheitswesen weisen oft niedrigere Säuglingssterblichkeitsraten auf. Trotz eines ausgebauten Gesundheitssystems in den USA, das zudem so teuer ist wie kein anderes weltweit, liegt die Säuglingssterblichkeitsrate im Vergleich zu Ländern mit ähnlich hohem Entwicklungsstand deutlich höher. Warum ist das so? Zwölf Prozent aller Geburten in den USA sind Frühgeburten – das ist ein relativ hoher Anteil. Gründe für dafür sind vor allem ein zu hohes oder zu geringes Alter der Mütter, der Konsum von Zigaretten und Alkohol während der Schwangerschaft sowie Fettleibigkeit. Aber auch zuviel Alltagsstress kann ein Auslöser sein. Frühchen haben je nach Entwicklungsstadium eine deutlich geringere Überlebenschance, trotz einer in den letzten Jahren stark verbesserten Intensivmedizin für Säuglinge. Ein weiterer Grund für die hohe Säuglingssterblichkeit ist die fehlende und vom Arbeitgeber bezahlte Elternzeit. Die USA sind eines der wenigen Länder ohne Mutterschutz und Elternzeit. Viele Mütter müssen nach nur wenigen Wochen wieder arbeiten und ihr Kind bereits sehr jung in fremde Hände geben. Oft fehlt es den Tagesmüttern zudem an entsprechender Erfahrung und Ausbildung. Viele Eltern haben allerdings kaum eine andere Wahl. Gegen eine Kündigung spricht nicht nur die finanzielle Abhängigkeit vom Job, sondern auch die Tatsache, dass die Krankenversicherung oftmals über den Arbeitnehmer abgeschlossen ist. Ein deutlicher Unterschied hinsichtlich der Säuglingssterblichkeit ist daher auch zwischen den ärmeren und den reicheren Gebieten der USA zu erkennen. Aktuelle Ausgabe Dieser Text erschien in der elften Ausgabe von KATAPULT. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr. KATAPULT abonnieren