Wald pflanzen ist super, machen schließlich alle. Reisende kompensieren die durch sie verursachten Emissionen mit: neu gepflanzten Bäumen. Die Berliner Suchmaschine Ecosia belohnt den Besuch ihrer Seite mit: neu gepflanzten Bäumen. Bierbrauereien versprechen beim Kauf ihrer Marke: neu gepflanzte Bäume. Kurz: Alle forsten auf, alle nennen Wälder ihr Eigen. Angeblich gibt es irgendwo in Südamerika einen Bitburger-Wald, einen Ritter-Sport-Wald und einen Rewe-Wald. Am besten also einfach selbst einen Wald pflanzen? Setzlinge in den Sack, ab aufs Feld und so Klima und Umwelt retten? So leicht ist es nicht. Boxende Fichten Wir haben einen Forstwissenschaftler, einen Jäger, einen Landschaftsökologen und einen Förster gefragt, wie man einen Wald pflanzt und was dabei zu beachten ist. Die gute Nachricht zuerst: Prinzipiell ist gegen das Pflanzen und Anlegen neuer Wälder in Deutschland nichts einzuwenden, denn der hiesige Wald hat gerade in den Hitzesommern 2018 und 2019 enorm gelitten. Die Schadfläche ist rapide angestiegen. Dass Aufforstung eine Katastrophenidee sei, stimmt also nicht. Die weniger gute Nachricht: Selbst echten Profis unterlaufen dabei Fehler. Und auch deswegen geht es dem deutschen Wald aktuell schlecht.

Aus ökologischer Sicht sind die im 19. Jahrhundert beliebten Monokulturen eines der größten Probleme. Besonders drastisch zeigte sich dies nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der Krieg hatte Unmengen an Ressourcen verschlungen, unter anderem auch Holz. Großflächige Kahlschläge waren das Ergebnis. Und auch nach dem Ende des Weltkriegs blieb Holz ein begehrtes Gut. Die Alliierten holzten als Reparationsleistung ganze Wälder ab, etwa Teile des Harzes.

Da der Wald im traditionell waldreichen Deutschland nicht dauerhaft verschwinden sollte, wurde in der Folge aufgeforstet. Einen großen Anteil hieran hatten die sogenannten Kulturfrauen – die bis zur Abschaffung der D-Mark die 50-Pfennig-Münze schmückten. Teils aufgrund ihres schnellen Wachstums und teils aufgrund einer vergleichsweise guten Verfügbarkeit wurden in erster Linie Fichten und Kiefern gepflanzt. Dies führte abermals zum Entstehen großflächiger Monokulturen. Die Nachwirkungen sind bis heute spürbar. Die meisten Bäume hierzulande sind Kiefern und Fichten.

In Sachen Nehmerqualitäten ist der Fichtenwald aber eher Kirmesboxer als Schwergewichtsweltmeister. Dass der Nadelbaum zudem häufig in ungeeigneten Lagen gepflanzt wurde, macht es nicht besser. Fegt ein Sturm übers Land, knicken Fichten reihenweise um. Und die stehen gebliebenen Bäume fallen anschließend dem Borkenkäfer zum Opfer. Dass die Fichte den deutschen Wald dominiert, ist somit zwar auf einen Notstand zurückzuführen. Die Wiederaufforstung mit Fichten ist aber auch heute noch weitverbreitet. Was ist die Überlegung dahinter? Wächst schnell - und geht schnell ein Die Fichte wächst schnell und ihr Holz kann gut verbaut werden – darum speichert sie besonders effizient CO2. Setzling rein, 30 Jahre warten, Fichte fällen, zum Dachstuhl verbauen und den Kohlenstoff für 100 Jahre im eigenen Haus speichern: Fertig ist der Klimaschutz. Sollten wir also einfach Fichtenwälder pflanzen? Nein, sagen Experten.

Richtig ist, dass die Fichte zügig wächst und sich gut als Bauholz eignet. Nicht zuletzt die verarbeitende Industrie ist auf Fichtenstämme mit einer bestimmten Dicke eingestellt. Aber zum einen ist der monokulturelle Fichtenwald eben instabil und zum anderen sind ihm andere Waldformen sowohl in Sachen Klimaschutz und Kohlenstoffspeicherung als auch bezüglich der Biodiversität überlegen. Der natürlich gewachsene Wald ist darin unübertroffen.

Das zeigen auch die letzten Jahre: Die größten Verlierer der heißen Sommer 2018 und 2019 waren Fichten und Kiefern. Sicher, auch andere Baumarten haben gelitten. Wirklich naturnahe Wälder im Vergleich aber deutlich weniger. Das liegt etwa daran, dass sie aufgrund des unterschiedlichen Alters der Bäume mit einem deutlich dichteren Kronendach ausgestattet sind. Dieses hält den Wald auch bei Hitze kühl. Abgestorben sind in den letzten Jahren also vorwiegend Monokulturplantagen und weniger dernatürliche Wald. Heißt für zukünftige Pflanzer und Pflanzerinnen: keine Monokulturen mehr anlegen! Wie können sie es besser machen?

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