Studie: »Leaders' Smiles Reflect Cultural Differences in Ideal Affect« von Jen Ying Zhen Ang u.a. (Januar 2016) Kurz: Die Studie belegt, dass der Grad des Lächelns davon abhängt, wie viele Migranten in einem Land leben und gelebt haben. Mehr Migranten, mehr Lächeln. Unbekannte, die einen grundlos angrinsen, sind betrunken, bescheuert oder US-Amerikaner. US-Amerikaner lächeln tatsächlich mehr, das haben schon viele Forscher herausgefunden. Lange Zeit dachten sie, dass das durch erhöhten Wohlstand und die gute Sicherheitslage entstanden ist. Es ist anders. Wer die Sprache des anderen nicht spricht, muss sich mit nonverbalen Mitteln weiterhelfen. Sie funktionieren in den meisten Fällen überall gleich und im Falle einer Begrüßung ist das Lächeln ein einfaches Mittel, um einer Kontaktaufnahme einen positiven Start zu geben. Für die Studie wurde ein Datensatz genutzt, dessen Informationen über Migration bis ins 15. Jahrhundert reichen Für die Studie wurde ein Datensatz genutzt, dessen Informationen über Migration bis ins 15. Jahrhundert reichen. Kanada wird beispielsweise als heterogene Nation, bestehend aus vielen kleinen Nationen, klassifiziert. Die Bevölkerung setzt sich aus 63 heute noch bestehenden oder früher massiv eingewanderten Nationen zusammen. In den USA sind es sogar 83. Länder wie China und Simbabwe sind hingegen deutlich homogener. In beiden Staaten leben Menschen mit Wurzeln aus nur wenigen anderen Ländern. Die Forscher haben in 32 Ländern untersucht, wie Menschen Offenheit ausdrücken, und dabei herausgefunden, dass es eine Korrelation zwischen dem Lächeln und der Diversität einer Bevölkerung gibt. Ihre Vermutung lautet: Wenn man von vielen Immigranten umgeben ist, muss man mehr Lächeln, um Kooperation zu signalisieren und Vertrauen aufzubauen – jedenfalls so lange, wie es keine gemeinsame Sprache gibt. Menschen aus heterogenen Bevölkerungen lächeln, um eine soziale Bindung herzustellen Menschen aus heterogenen Bevölkerungen lächeln also, um eine soziale Bindung herzustellen. In homogenen Nationen ist das anders. Hier wird Lächeln eher als tiefgründiges Signal verstanden. Es kann heißen, eine Freundschaft aufbauen zu wollen oder sexuelles Interesse zu bekunden. US-Amerikaner und Kanadier nutzen ihr Lächeln – historisch betrachtet – also, um zu kommunizieren, weil ihnen oft keine bessere Methode der Kommunikation zur Verfügung stand. Warum aber ist deren Grinsen so breit und ist es das überhaupt? Um das herauszufinden, haben Wissenschaftler Fotos von chinesischen und US-amerikanischen Geschäftsleuten und Politikern kodiert und verglichen. Das erste Ergebnis: Die US-amerikanischen Menschen lächelten häufiger und auch breiter. Danach fragten sie Studenten aus zehn verschiedenen Ländern, wie oft sie pro Woche etwa mit Emotionen wie Fröhlichkeit, Ruhe und Feindschaft konfrontiert werden. Sie fanden dabei heraus, dass Studenten, die eher fröhlich sind und starke Emotionen wie Erregung und Enthusiasmus empfinden, in Ländern leben, in denen auch auf Politikerfotos mehr gelächelt wird. Der unterschiedliche Grad des Lächelns kann aber auch problematisch sein. Wal-Mart musste seine Anweisung, die Kunden anzulächeln, in Deutschland stoppen, denn diese empfanden das Lächeln als Flirtversuch. Deutschland ist in den letzten Jahren zum Einwanderungsland geworden. Vielleicht verändert sich die Art der nonverbalen Kommunikation der Deutschen und sie grinsen irgendwann mehr als die mittlerweile eher zuwanderungsfeindlichen US-Amerikaner. Aktuelle Ausgabe Dieser Beitrag erschien in der sechsten Ausgabe von KATAPULT. Abonnieren Sie das gedruckte Magazin. Das ist bequem und unterstützt unsere Arbeit. KATAPULT abonnieren