Die Supermärkte in Deutschland werden nicht schließen. Und sie werden ihre Öffnungszeiten nicht verkürzen. Andere Informationen als diese sind Fake News, die sich in den letzten Tagen vor allem über WhatsApp verbreiten. In einer Sprachnachricht warnt eine Frau davor, dass “der Katastrophenschutz” in den kommenden Tagen alle Aldi-Filialen schließen würde. Sie habe die Informationen aus sicherer Quelle. Aldi dementierte dies kurz darauf entschieden - und bat darum, bedarfsgerecht einzukaufen, damit für alle genügend da sei. Wer kann, solle außerdem kontaktlos, also mit der EC-Karte zahlen, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. Etwa zur selben Zeit kursierte ein Screenshot im Focus-Layout in den sozialen Netzwerken, demzufolge deutsche Supermärkte bald nur noch wenige Stunden am Tag öffnen würden. Der Focus selbst hatte damit aber gar nichts zu tun: Zwei Tage später stellte die Redaktion klar, dass es sich um eine Falschmeldung handle. Anders als ein Artikel im fiktiven Magazin Kölner Abendblatt behauptet hatte, bleiben auch die Kaufland-Märkte geöffnet. Die Supermarktkette stellte das mittlerweile klar. Das hinter dem Artikel stehende Satire-Portal Paul Newsman ermöglicht jedem User, online beliebig viele Quatsch-Meldungen in verschiedenen Fake-Magazinen zu veröffentlichen. Auf der Homepage ist zu lesen, das sei ein “grandiose[s] Tool um die Medienkompetenz deiner Freunde zu testen”. Grafik herunterladen Rücksichtnahme durch Sicherheitsabstand Falsche Nachrichten verunsichern jedoch viele Menschen. Die aktuelle Situation ist für alle unsicher und das Internet voller Informationen, die sich zum Teil widersprechen. Fakten von Fake News zu unterscheiden, kann deshalb momentan besonders schwierig sein. Je existenzieller die Angst, die falsche Meldungen auslösen, desto schneller und weiter verbreiten sie sich. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius fordert deshalb Strafen für diejenigen, die Fake News zum Coronavirus verbreiten. In den USA haben sich unter anderem Microsoft, Facebook, Google und Twitter zusammengeschlossen, um in Kooperation mit den staatlichen Gesundheitsbehörden weltweit valide Informationen zur Verfügung zu stellen. Die Verbreitung von Falschmeldungen soll so verhindert werden. Die Folgen können nämlich Schaden anrichten. Fake News über geschlossene Supermärkte führen unter anderem dazu, dass Menschen etwa Nudeln, Konserven und Toilettenpapier hamstern. Dadurch entsteht bei manchen der Eindruck, es gebe Engpässe. Dabei ist die Schließung von Supermärkten gar kein Thema - noch nicht einmal im besonders stark vom Coronavirus betroffenen Italien. Inmitten der Ausgangssperre ist dort der Gang zum Supermarkt einer der wenigen erlaubten Gründe, um das Haus zu verlassen. Im Abstand von ein bis zwei Metern reihen sich die Kunden vor italienischen Supermärkten auf. Die Betreiber lassen nur wenige gleichzeitig hinein, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Das stellt die Menschen zwar auf eine Geduldsprobe, führt aber vor allem zu einem: gegenseitiger Rücksichtnahme. Hamsterkäufe sind die Ausnahme. Auch in Deutschland ist die Lebensmittelversorgung gesichert. Das betonten die Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner und der Bauernpräsident Joachim Rukwied erneut. Sie appellierten an die Bevölkerung, bedarfsgerecht einzukaufen und Falschmeldungen über angeblich schließende Supermärkte nicht zu vertrauen. Grund dafür: Dass Supermärkte in der Coronakrise dichtmachen, ist grundsätzlich ausgeschlossen. Länger geöffnet anstatt geschlossen Der Lebensmitteleinzelhandel gehört zu den sogenannten Kritischen Infrastrukturen. Das sind Bereiche des öffentlichen Lebens und der gesellschaftlichen Versorgung, die weitgehend aufrechterhalten bleiben, auch wenn Schulen, Bars und Läden vorübergehend schließen. Dazu gehören die Strom- und Wasserversorgung, die Telekommunikation, der Personen- und Güterverkehr und das Nachrichtenwesen. Auch Jobcenter, Banken und die staatliche Verwaltung erfüllen weiter alle unverzichtbaren Aufgaben. Der Gesundheitssektor gilt in der aktuellen Gefährdung durch das Coronavirus als besonders systemrelevant. Weil aber auch die Ernährung der Bevölkerung gewährleistet sein muss, zählen sowohl die Produktion als auch der Groß- und Einzelhandel von Nahrungsmitteln und Hygieneartikeln zu dieser Infrastruktur. Deshalb schließen Supermärkte nicht, sondern dürfen mit Erlaubnis der Bundesregierung sogar länger öffnen, auch sonntags. Die Supermarktketten Rewe und Edeka suchen kurzfristig zusätzliches Personal, um die Regale täglich wieder auffüllen zu können. Denn die Lieferketten sind nicht unterbrochen, die Versorgung mit importierten sowie heimischen Lebensmitteln ist gesichert. Tafeln müssen Lösungen finden Trotzdem gibt es Probleme. Die Gewerkschaft Verdi warnt vor der hohen Arbeitsbelastung des Personals in Lebensmittelgeschäften und Drogeriemärkten. Sie fordert deshalb eine Betreuung für die Kinder der Angestellten, ähnlich wie sie die Beschäftigten im Gesundheitswesen erhalten. Außerdem müssten dringend mehr Pausen gewährt werden: vor allem zum Händewaschen und dem regelmäßigen Reinigen von Arbeitsgeräten. Zudem solle für ausreichend Möglichkeiten zum kontaktlosen Bezahlen und Schutz von gesundheitlich besonders gefährdeten Angestellten gesorgt werden. Grafik herunterladen Während Supermärkte entgegen aller Falschmeldungen sogar länger öffnen, anstatt zu schließen, haben seit dem 10. März bereits über 400 Einrichtungen der Tafel in Deutschland geschlossen. Der Hauptgrund: Etwa 90 Prozent der 60.000 Ehrenamtlichen, die die Lebensmittel verteilen, gehören altersbedingt zur Risikogruppe für eine Infektion mit dem Coronavirus. Kleine Räume, in denen bei der Ausgabe viele Menschen zusammenkommen, machen die Situation für sie besonders gefährlich. 1,65 Millionen Bedürftige versucht die Tafel nun über Lieferdienste und möglichst kontaktlose Ausgabestellen im Freien zu versorgen. Sie ruft zur Unterstützung aus der Bevölkerung auf. Aktuelle Ausgabe KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abonnements. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr. KATAPULT abonnieren