Apple hat das neue iPhone 6s mit einem noch schnelleren Prozessor ausgestattet, sodass die Smartphone-Nutzer noch intensiver am stetig wachsenden Informationsfluss teilnehmen können. Durch das »Upgrade-Programm«, bei dem es sich um ein Abonnement handelt, ermöglicht Apple es den Kunden zudem, jedes Jahr das neueste iPhone zu erhalten. Mithilfe von Apple Pay, dass im letzten Jahr eingeführt wurde, können die Nutzer sogar direkt per Smartphone bezahlen. All dies führt dazu, dass die Bindung der Kunden an ihr Smartphone enorm verstärkt wird. Auch Google will dieses Bezahlsystem für sein Betriebssystem Android einführen. In Deutschland sind diese Bezahlsysteme noch nicht verfügbar – an der Einführung wird jedoch gearbeitet. Ist den Nutzern bewusst, welchen weitreichenden Einfluss Smartphones auf ihr Leben haben? Täglich sendet der durchschnittliche Smartphone-Nutzer etwa 110 Textnachrichten und überprüft darüber hinaus etwa 60 Mal, ob neue Nachrichten eingegangen sind. Dabei kommt er im Alter von 35 Jahren und darunter auf eine Nutzungsdauer von etwa 1,5 Stunden täglich, Nutzer über 35 Jahren nur auf etwa eine Stunde. Beabsichtigte Abhängigkeit Ein häufig angeführter Vorteil des Smartphones beziehungsweise Mobiltelefons ist die ständige Erreichbarkeit. Der Nachteil ist die durch den gesellschaftlichen Druck empfundene Verpflichtung, sofort auf Anrufe und Kurznachrichten reagieren zu müssen. Knapp 72 Prozent der Berufstätigen beantworten selbst während ihres Urlaubs dienstliche Anrufe und Kurznachrichten. Viele Arbeitgeber reagieren bereits auf die hohe Smartphone-Nutzung ihrer Mitarbeiter. Der Automobilkonzern BMW hat zum Beispiel »Mobilarbeitszeiten« eingeführt. Damit wird den Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben, sich Smartphone- oder Tablet-Arbeit während der Freizeit auf dem Arbeitszeitkonto gutschreiben zu lassen, um sich als Ausgleich dafür später freizunehmen. Ein an Studenten durchgeführtes wissenschaftliches Experiment zeigt, dass es zu einem enormen Anstieg des Stresslevels und zu Angstzuständen kommt, wenn ihnen das Mobiltelefon für eine bestimmte Zeit abgenommen wird. Nur wenige Minuten ohne Smartphone reichen aus, um bei einigen Studenten einen bedenklichen Konzentrationsverlust, erhöhten Blutdruck und erhöhten Puls festzustellen. So bezeichnet Nomophobie – zusammengesetzt aus no mobile phone und dem Wort Phobie – genau diese Angst, sein Mobiltelefon nicht ständig bei sich haben. In den USA leiden bereits 66 Prozent der Smartphone-Nutzer an dieser Krankheit. Eine Studie dazu besagt, dass die häufigsten Krankheitssymptome, neben Nacken- und Kopfschmerzen, Angstzustände sind. Risiken der Anonymität Die starke Bindung an Smartphones hat auch den Begriff der »Head-Down-Generation« (»Kopf-runter-Generation«) hervorgebracht. Diese zeichnet sich durch ihr exzessives Nutzungsverhalten und veränderte Kommunikationsroutinen aus. Die Nutzung der sozialen Netzwerke wird hier als eine wichtige Sozialkompetenz ausgelegt. Dieser Generation bewusst werden, dass echte Unterhaltungen und Emotionen nicht durch Emoticons ersetzt werden können. So besteht das Risiko, dass Gefühlsbekundungen in den vielen eingehenden Nachrichten nicht als solche wahrgenommen werden, sondern nur als Beiwerk Beachtung finden. Durch die Verlagerung der Kontaktaufnahme von der persönlichen auf die virtuelle Ebene hat sich zwar eine deutliche Vereinfachung der Kommunikation ergeben, gleichzeitig wird aber auch die Bindung an das Smartphone verstärkt. Die Konsequenz ist, dass das Smartphone immer mehr das direkte, zwischenmenschliche Gespräch ersetzt. Viele Smartphone-Nutzer sind in eine regelrechte Abhängigkeit von ihren Smartphones geraten. Diese führt dazu, dass sie sich sehr stark über das Mobiltelefon definieren und ausschließlich dadurch ihr Selbstbewusstsein aufrechterhalten. Jeder zweite Amerikaner unter 30 Jahren hält es für gesellschaftlich akzeptabel, während des Essens das Smartphone zu nutzen. Diese Art der Kommunikation trägt dazu bei, dass die Head-Down-Generation im realen Leben immer asozialer und im virtuellen Leben immer sozialer wird. Um sich seines realen Selbst wieder bewusster zu werden, entstehen derzeit immer mehr »Offline-Lokalitäten«. Hier werden Smartphones, Uhren oder Kameras in Schließfächern aufbewahrt, um sich davon zu »befreien«. Mit der Entstehung dieser inszenierten Orte wird deutlich, dass sich nach und nach immer mehr Menschen nach einer Auszeit von der virtuellen Welt sehnen.