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Abschaffung der Sklaverei

…und damit ist alles gut?

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Um die im Titel aufgeworfene Frage gleich zu Beginn zu beantworten: Nein, der 13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten (The Thirteenth Amendment to the Constitution of the United States of America) schaffte zwar die Sklaverei in den USA endgültig ab, aber der Kampf um die Gleichberechtigung aller Einwohner des Landes begann damit erst.

Als der 13. Zusatzartikel am 18. Dezember 1865 in Kraft trat, war er der erste Verfassungszusatz seit mehr als 60 Jahren. Im Frühjahr 1865 war der Amerikanische Bürgerkrieg nach vier Jahren zu Ende gegangen. Die Nordstaaten hatten sich durchgesetzt und den Versuch einer Abspaltung der Südstaaten (Konföderierte Staaten von Amerika) verhindert. Obwohl zunächst ganz allgemein der Vorrang einzelstaatlicher Interessen, inklusive des Rechts auf Austritt aus den Vereinigten Staaten, den Grund für die Auseinandersetzung zwischen Norden und Süden bildete, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit schnell auf die hochumstrittene Frage der Sklaverei.

Abschaffung der Sklaverei als Mittel zum Zweck

Bereits in der Unabhängigkeitserklärung vom 4. Juli 1776, die den Grundstock der Verfassung der Vereinigten Staaten von 1787 bildete, ist der Text eindeutig: Alle Menschen sind gleich und mit unveräußerlichen Rechten ausgestattet, unter anderem dem Recht auf Freiheit.

Gleichwohl hatte die Sklaverei weiterhin Bestand, auch wenn sie in einigen Nordstaaten in den folgenden Jahrzehnten abgeschafft wurde. Der Süden und einige der im Bürgerkrieg sogenannten Borderstates hielten an der Sklaverei aus Tradition und angeblicher wirtschaftlicher Notwendigkeit fest.

Nachdem in Europa im Zuge aufklärerischer Reformen und der Französischen Revolution Sklaverei und Leibeigenschaft um 1800 verschwanden, gewann die Abolitionismus-Bewegung in den amerikanischen Nordstaaten vor allem ab den 1830er Jahren an Schwung und forderte ein Ende der Sklaverei in den gesamten Vereinigten Staaten.

Als der gemäßigte Sklavereigegner Abraham Lincoln im November 1860 zum US-Präsidenten gewählt wurde, sahen die Südstaatler ihre »besondere Institution« (gemeint war die Sklaverei) in Gefahr, zumal Lincoln im Wahlkampf deutlich gemacht hatte, dass er zumindest eine weitere Ausbreitung der Sklaverei in die neuen Territorien westlich des Mississippi verhindern wollte. In den Staaten, in denen die Sklaverei bestand, sollte diese mit Entschädigungszahlungen für Sklavenhalter langsam auslaufen.

In der frühen Phase des Bürgerkrieges kam Lincoln schließlich zu der Überzeugung, dass die kurzfristige Abschaffung der Sklaverei notwendig sei, um die personellen und materiellen Opfer dieses Krieges zu rechtfertigen und die Motivation der Unionstruppen zu steigern.

In der frühen Phase des Bürgerkrieges kam Lincoln schließlich zu der Überzeugung, dass die kurzfristige Abschaffung der Sklaverei notwendig sei, um die personellen und materiellen Opfer dieses Krieges zu rechtfertigen und die Motivation der Unionstruppen zu steigern. Ein willkommener politischer Nebeneffekt wäre die internationale Isolation der Konföderation, da Großbritannien und Frankreich, die über eine Anerkennung und Unterstützung nachdachten, schwerlich einen Staat unterstützen konnten, der sich den unbedingten Erhalt der Sklaverei zum Ziel gesetzt hatte. Bereits im Juli 1862 entschied der US-Kongress, dass geflohene Sklaven, die in der Unionsarmee dienten, für immer frei sein sollten.

Lincolns Politik wird zur Einbahnstraße

Im September 1862 gelang der Unionsarmee bei der Schlacht am Antietam ein strategischer Sieg, den Lincoln nutzte, um aus einer Position der Stärke heraus seine Emanzipationserklärung zu verkünden. Diese Erklärung sorgte für die Abschaffung der Sklaverei in denjenigen Südstaaten, die nach dem Inkrafttreten am 1. Januar 1863 noch zur Konföderation gehörten.

Damit wurde zunächst kein einziger Sklave befreit, denn die Proklamation galt nicht in den Borderstates. Im Süden konnte sie erst mit dem erfolgreichen Fortgang des Krieges und der Besetzung der Südstaaten wirksam werden.

Ziel der Union war auch das Herbeiführen eines Sklavenaufstands, der massive Auswirkungen auf die ohnehin kaum kriegstaugliche Südstaatenwirtschaft und die Personalreserve der konföderierten Armee hätte. Vorrangiges Kriegsziel Lincolns blieb die Wiederherstellung der Union. Aber die von ihm veranlassten und geförderten politischen Maßnahmen sorgten dafür, dass der nun eingeschlagene Weg zur Abschaffung der Sklaverei keine Umkehr gestattete.

Noch kurz vor Ende des Bürgerkrieges wurde mit der Zustimmung des Repräsentantenhauses Ende Januar 1865 der künftige 13. Zusatzartikel verabschiedet und den einzelnen Bundesstaaten zur Ratifikation vorgelegt. Als Georgia am 6. Dezember 1865 als 27. Bundesstaat dem Zusatzartikel zustimmte, war die erforderliche Dreiviertelmehrheit der Bundesstaaten erreicht. Damit trat das Verbot der Sklaverei und Zwangsarbeit in Kraft:

»Weder Sklaverei noch Zwangsdienstbarkeit darf, außer als Strafe für ein Verbrechen, dessen die betreffende Person in einem ordentlichen Verfahren für schuldig befunden worden ist, in den Vereinigten Staaten oder in irgendeinem Gebiet unter ihrer Gesetzeshoheit bestehen.«

Rassentrennung verstößt nicht gegen Gleichbehandlung

Wie bereits festgestellt, waren die sozialen und gesellschaftlichen Probleme damit keineswegs gelöst. Die Ungleichheit zwischen den Rassen war Realität, obwohl im Süden der Wiederaufbau und die staatliche Neuordnung (Reconstruction) nach den politischen Vorgaben aus dem Norden begann – und erst nach der Erfüllung der Auflagen eine Rückkehr der einzelnen Bundesstaaten als wieder vollberechtigte Mitglieder der Vereinigten Staaten möglich war.

Verschiedene gesetzliche Regelungen in den ehemaligen Südstaaten (»Jim Crow Laws«) sorgten in den nächsten Jahrzehnten für eine Diskriminierung der ehemaligen Sklaven, woran auch die Verabschiedung der Zusatzartikel 14 und 15 zur US-Verfassung nichts änderten. Die beiden Artikel regeln unter anderem Fragen der Gleichbehandlung und des Wahlrechts und bilden die Grundlage für das Staatsbürgerschaftsrecht.

In dem berühmten Verfahren »Plessy gegen Ferguson« stellte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten 1896 fest, dass eine Rassentrennung sehr wohl zulässig sei, solange eine »Gleichbehandlung« gewährleistet sei (separate but equal). Diese Praxis hatte bis 1954 Bestand, als die damaligen Bundesrichter in der Sache »Brown gegen Board of Education« entschieden, dass eine Rassentrennung der Forderung nach Gleichbehandlung widerspreche.

Rassismus bis heute staatlich geduldet?

An dieser Stelle setzte die aufkommende Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement) an, die eine echte Gleichberechtigung und -behandlung der Minderheiten in den USA forderte, nachdem sich derartige Hoffnungen in den Jahrzehnten zuvor immer wieder zerschlagen hatten.

Tausende schwarze Amerikaner hatten in beiden Weltkriegen gekämpft und gehofft, diesen Einsatz für ihr Land mit einer Anerkennung als Amerikaner erster Klasse gedankt zu bekommen. Doch sie wurden enttäuscht. Erst die Bürgerrechtsbewegung war in der Lage, eine Beseitigung der Missstände in Angriff zu nehmen, und sie hat sicherlich einiges erreicht.

Dass dennoch eine Gleichbehandlung in weiter Ferne liegt, zeigen die Entwicklungen der letzten Jahre und Monate, wie zwei abschließende Beispiele belegen.

Ende April 1992 entluden sich die Freisprüche für vier Polizisten, die beschuldigt worden waren, den Afroamerikaner Rodney King misshandelt zu haben, in sechstägigen Rassenunruhen in Los Angeles. Diese forderten 53 Tote und mehr als 2.000 Verletzte sowie einen materiellen Schaden von über einer Milliarde Dollar (über 3.700 Gebäude brannten).

In Ferguson (Missouri) erschoss im August 2014 der Polizist Darren Wilson nach einer Rangelei den afroamerikanischen Teenager Michael Brown, was zu massiven Protesten in der Stadt führte. Nachdem Ende November eine Jury entschied, keine Anklage gegen Wilson zu erheben, gab es Proteste in mehr als 170 Städten, die zugleich die Diskussionen um die Frage der Gleichbehandlung aller Amerikaner befeuerten.

Fußnoten

  1. Der 12. Zusatzartikel trat am 15. Juni 1804 in Kraft und modifizierte Artikel II der US-Verfassung, in dem die Präsidentenwahlen geregelt werden (Wahlprozedere im Wahlmännerausschuss sowie notwendige Bedingungen für Kandidaten auf das Amt des Vizepräsidenten).
  2. Aus der Präambel der Unabhängigkeitserklärung: »[...] We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed by their Creator with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the pursuit of Happiness. [...]«
  3. Es handelt sich bei diesen Grenzstaaten um Bundesstaaten (Delaware, Kentucky, Maryland, Missouri), die auch nach der Abspaltung der Konföderation 1860/61 Teil der Union (also der Nordstaaten, dem noch übriggebliebenen Rest der USA) waren. Dazu kommen Washington D.C. sowie der sich im April 1861 von Virginia abspaltende und der Union beitretende Bundesstaat West Virginia.
  4. Bewegungen zur Aufhebung bzw. Abschaffung der Sklaverei gab es in Europa und Amerika bereits im 17. Jahrhundert; in den USA war diese Bewegung seit den frühen 1820er Jahren deutlich präsent und machte mit dem Motto »Slavery is sin« (Sklaverei ist Sünde) auf ihr Anliegen aufmerksam.
  5. Nutzung der Formulierung u.a. in John C. Calhouns »Speech on the Reception of Abolition Petitions« am 6.2.1837 vor dem US-Senat und als Buchtitel: Stampp, Kenneth Milton: The Peculiar Institution. Slavery in the Ante-Bellum South, Berkeley 1956.
  6. Der Antietam Creek ist ein Nebenfluss des Potomac River im Bundesstaat Maryland im Osten der USA.
  7. Offiziell trat Georgia erst im Juli 1870 wieder der Union bei, nachdem der Staat die Rekonstruktionsforderungen erfüllt hatte. Bis zu diesem Jahr hatten alle damaligen Bundesstaaten den 13. Zusatzartikel verabschiedet - nur Delaware (1901), Kentucky (1976) und Mississippi (1995; weil die Ratifizierungsmeldung an den Kongress vergessen wurde, ist dieser legislative Akt sogar erst seit 2013[!] offiziell wirksam) benötigten etwas mehr Zeit.
  8. Englisches Original (Abschnitt 1): »Neither slavery nor involuntary servitude, except as a punishment for crime whereof the party shall have been duly convicted, shall exist within the United States, or any place subject to their jurisdiction.«
  9. Gesetze der Rassentrennung, in Anlehnung an eine Figur des Komikers Thomas Dartmouth Rice. Er trat in seinen Vorstellungen als Jim Crow in schäbiger Kleidung und mit schwarz bemaltem Gesicht auf.
  10. Für alle, die sich genauer zu diesem Thema belesen möchten, empfehlen sich die folgenden Werke: Joachim Meißner, Ulrich Mücke, Klaus Weber: Schwarzes Amerika. Eine Geschichte der Sklaverei, München 2008; James M. McPherson: Battle Cry of Freedom. The Civil War Era, New York 1988; Eric Foner: Reconstruction. America's unfinished Revolution, New York 1988.
  11. Es wurde über ein Gesetz des Bundesstaates Louisiana entschieden, das besagte, dass es für Bürger weißer und schwarzer Hautfarbe getrennte Bahnabteile geben müsse.
  12. Hierbei wurde über die praktizierte Rassentrennung an öffentlichen Schulen in verschiedenen Bundesstaaten verhandelt.

Autor:innen

Universität Greifswald

Forschungsschwerpunkte
Neuere und Neueste Geschichte
Geschichte der USA
Sklaverei
Rechtsgeschichte

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