Heute tritt das weltweit erste Gesetz in Kraft, dass “drug checking” legalisiert. Bei einem Drogentest wird untersucht, welche Inhaltsstoffe tatsächlich in der Droge sind oder ob sie mit anderen Stoffen vermischt wurde. Für Drogenkonsument:innen eine gute Sache, denn was wirklich in den Drogen steckt, können sie beim Kauf nicht wissen. Außerdem klären die Kontrolleur:innen die Konsument:innen nach dem Test über Drogen auf.  Im Dezember 2020 startete das Pilotprojekt in Neuseeland. Vor diesem hatten die Drogenkontrolleur:innen zwar die gleiche Arbeit ausgeübt, hätten aber angezeigt werden können, weil sie mit Drogen hantieren. Die Illegalität führte außerdem dazu, dass viele Leute die Dienstleistung nicht in Anspruch genommen haben. Seit dem Start des Pilotprojekts ist Nachfrage nach Drogentestungen rapide gestiegen. Eine Studie der Victoria Universität in Wellington hatte zuvor die relevanten Daten geliefert. Die Forscher:innen untersuchten hierfür neuseeländische Festivalbesucher:innen. Sie fanden heraus, dass 68 Prozent der Teilnehmenden ihren Drogenkonsum nach dem Drogentest geändert haben. 87 Prozent sagten, sie würden die Gefahren, die von Drogen ausgehen, nach den Gesprächen besser verstehen. Grafik herunterladen Legale Drogentests auch in Deutschland möglich? Erst in diesem Jahr erschien eine Studie, die “drug checking” in der Berliner Party Szene untersuchte. Es zeigte sich: “Drug checking” wurde von den meisten Konsument:innen in Anspruch genommen. 92 Prozent der Teilnehmenden gaben an, ihre Drogen grundsätzlich testen lassen zu wollen. Auch in dieser Studie wurde die Illegalität von drug checking als der Hauptgrund genannt, wieso Teilnehmende den Service nicht beanspruchen wollen würden. Außerdem waren die Teilnehmenden auch gewillt, ihr Verhalten aufgrund der Testergebnisse zu ändern. Wenn die Dosis höher war als angenommen, gaben 90 Prozent an, dass sie weniger konsumieren würden. Bei Proben, die ungewollte Substanzen enthielten, würden 93 Prozent diese gar nicht konsumieren. Dieser Aspekt konnte bei früheren Studien noch nicht nachgewiesen werden. Was aber bei allen Drogenteststellen positiv ist: Die Gespräche nach dem Drogentest könnten dafür genutzt werden, die Partygänger über die potentiellen Gefahren ihres Drogenkonsumes aufzuklären. Damit würde man Menschen niederschwellig erreichen, die ansonsten nicht über ihren Konsum nachdenken oder sprechen würden. Grafik herunterladen Die Studie konnte zudem Hinweise darauf finden, dass drug checking nicht den Drogenkonsum steigern würde, wie das Kritiker:innen befürchten, sondern vielmehr den Konsum von Drogen verringern könnte. Um dies zu beweisen, müssten weitere Studien folgen, so die Forschenden. „Drogen-TÜV aus Steuergeldern“ Auch in Deutschland sind sich viele Ärzte einig, dass “drug checking” lebensrettend sein kann. Lange wurde in Deutschland wegen dem Verbot von Drogen generell “drug checking” nicht angeboten. Auch vereinzelte Vorstöße finden nicht alle gut. Während der Generalsekretär der Thüringer CDU Christian Herrgott sagt, dass Drogentests ein “Drogen-TÜV aus Steuergeldern” sei, sieht das Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner ganz anders. Bereits im August 2021 hat sie ein neues Modellprojekt ins Leben gerufen. Der Trick dabei ist, dass die Konsument:innen selbst Laborassistenz leisten, indem sie die Substanz aufspalten. Die Fachleute untersuchen dann nur die Bestandteile, was nicht illegal ist. Frühere Initiativen mussten sich mit Verfahren wegen des unbefugten Umgangs mit Drogen herumschlagen. Andere Bundesländer versuchen jetzt diese Gesetzeslücke auch für sich zu nutzen. Erst im November stellte die Linke einen dementsprechenden Antrag in Sachsen. Drug checking hat es auch in den Koalitionsvertrag geschafft. Dort heißt es: “Modelle zum Drugchecking und Maßnahmen der Schadensminderung ermöglichen und bauen wir aus.” Es ist zwar keinerlei Legalisierung von ”drug checking” geplant, es sieht aber zumindest danach aus, dass die Angebote für Drogentests ausgebaut werden.  Aktuelle Ausgabe KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr! KATAPULT abonnieren