Rechtsterroristen treiben in der Bundesrepublik ihr Unwesen. Das ist spätestens seit der Mordserie des NSU auch denjenigen klar geworden, die die Gefahr, der sich die Demokratie von rechts ausgesetzt sieht, für gewöhnlich verharmlosen. 

Allein in den vergangenen fünf Jahren wurden mehrere Vereinigungen ausgehoben, die mehr oder weniger durchdacht den politischen und gesellschaftlichen Umsturz herbeiführen wollten. Eine dieser Gruppen ist die von den Ermittlern nach einer der Führungspersonen benannte “Gruppe S.”, gegen die Mitte April in Stuttgart Stammheim der Prozess eröffnet wurde. Zwölf Männer sind angeklagt. Der Vorwurf: Bildung einer terroristischen Vereinigung. Die Gruppe habe laut Anklage mithilfe von Anschlägen einen Bürgerkrieg provozieren und die Demokratie abschaffen wollen. Handwerker, Militärs und Polizisten Rechtsterroristen durchziehen die Geschichte der Bundesrepublik seit ihrer Gründung. Besonders hoch her ging es in den 1970ern, die von vielen eher mit dem Linksterrorismus der Roten Armee Fraktion in Verbindung gebracht werden. Die Rechten waren in dieser Zeit jedoch keineswegs untätig. Todeslisten mit den Namen führender Politiker und Journalisten kursieren damals ebenso wie Anschlagspläne auf den rheinischen Karneval. Und ebenso wie heute befanden sich unter Führungspersonen und Mitgliedern dieser Gruppen neben Handwerkern und Studenten auch Männer aus Polizei und Militär.

Nicht immer blieb es bei Planungen. Rechtsterroristen begingen neben Banküberfällen sowie Anschlägen auf Büros linker Parteien und staatliche Einrichtungen auch in der Vergangenheit Morde. So zum Beispiel am 22. August 1980. An diesem Tag warfen in Hamburg Mitglieder der Deutschen Aktionsgruppen Brandbomben in eine Unterkunft für vietnamesische Boatpeople. Zwei Menschen starben an ihren schweren Brandverletzungen. Und im Dezember desselben Jahres erschoss nach deren Verbot ein ehemaliges Mitglied der Wehrsportgruppe Hofmann den jüdischen Verleger Shlomo Levin und dessen Lebensgefährtin Elfriede Poeschke in Erlangen.

Insgesamt, so die Amadeu-Antonio-Stiftung, kostete rechte Gewalt in Deutschland seit 1990 mindestens 213 Menschen das Leben. Zumindest die zwölf Angeklagten im Prozess gegen die “Gruppe S.” werden dieser Liste erstmal keine weiteren Namen hinzufügen können.