Seit 2008 hat die deutsche Bundeswehr am Horn von Afrika Kriegsschiffe im Einsatz. Als Teil der EU-Mission “Operation Atalanta” dient der Einsatz der Bekämpfung von Piraterie vor der Küste Somalias. Mit Erfolg: Während das International Maritime Bureau 2011 noch 237 Piratenangriffe in der Region meldete, waren es im letzten Jahr nur noch drei. Völlig anders ist die Tendenz an der Westküste Afrikas. Der Golf von Guinea hat sich in den letzten Jahren zu einem Hotspot der weltweiten Piraterie entwickelt. Die Zahl der Angriffe hat sich seit 2015 verdoppelt; bereits 62 Seefahrer wurden dort in den ersten sechs Monaten dieses Jahres entführt oder als Geiseln genommen - das entspricht 92 Prozent der weltweiten Geiselnahmen auf See. Fabian Urech von der Neuen Zürcher Zeitung nennt für diese Entwicklung zwei Gründe: Zum einen ist die nigerianischen Marine zu schlecht ausgerüstet, um die lange, unübersichtliche Küste Nigerias dauerhaft zu kontrollieren - ähnliches trifft auf die benachbarten Golfstaaten zu. Zum anderen sind die Routen der Frachtschiffe weniger leicht zu kontrollieren, als es zum Beispiel am Horn von Afrika der Fall ist. Während dort die meisten Schiffe kolonnenartig den Golf von Aden auf ihrem Weg zum Sueskanal durchqueren, läuft der Seeverkehr im Golf von Guinea weniger strukturiert ab und ist damit weniger leicht zu schützen. Beides spielt den Piraten der Region in die Hände. So hat sich die Piraterie und die Entführung von Seefahrern in den nigerianischen Küstenorten Bonny und Brass im Nigerdelta zu einem lukrativen Geschäftszweig entwickelt. Rebellenmilizen und staatliche Sicherheitskräfte kämpfen seit Jahren um die Kontrolle der Region. Der Mangel an Rechtsstaatlichkeit und der einfache Zugang zu Waffen und Booten spielt den Piraten in die Hände. Aktuelle Ausgabe Unsere Redaktion ist unabhängig und finanziert sich fast ausschließlich durch Abonnements. Wenn Ihnen unsere Arbeit gefällt, unterstützen Sie uns und bestellen Sie sich das Abo schon ab 19,90 Euro im Jahr. KATAPULT abonnieren