Bildungsforscher:innen streiten noch darüber, ob Kinder von einer sechsjährigen Grundschulzeit stärker profitieren würden als vom weiter verbreiteten Vier-Jahre-Modell. Wichtiger als die Dauer der Grundschule sei die Qualität des Unterrichts, betonen Anhänger:innen beider Schulformen.  

Debattiert wird trotzdem. Kritiker:innen einer längeren Grundschulzeit verweisen auch heute noch auf eine Studie aus Berlin von 2010. Sie kam zu dem Ergebnis, dass eine frühzeitige Trennung nach Leistung den Rechen- und Lesefähigkeiten der Kinder zuträglich sei. Die Studie war jedoch schon bei ihrer Veröffentlichung umstritten. Bemängelt wurde vor allem, dass die Auswahl der Vergleichsgruppen die Ergebnisse verzerrt habe.

Die schulischen Leistungen sind allerdings nicht das einzige Argument gegen eine sechsjährige Grundschulzeit. Kritiker:innen möglicher Reformen verweisen zudem auf die potentielle Unterforderung leistungsstarker Schüler:innen durch zwei zusätzliche Jahre Lernen auf Grundschulniveau. Auch sei der Übergang in die weiterführende Schule vor der Pubertät leichter.

Demgegenüber stehen die Argumente der Befürworter:innen eines längeren gemeinsamen Lernens. Sie sind der Meinung, dass sich im Alter von zehn Jahren kaum verlässlich voraussagen lässt, welche Schullaufbahn für ein Kind passend ist. Zudem könnten gerade Kinder, die sich langsamer entwickeln von den zusätzlichen zwei Jahren im gewohnten sozialen Umfeld profitieren. Und auch die sogenannten Hochbegabten blieben nicht auf der Strecke. Vielmehr könnten diese ihre Sozialkompetenz stärken, indem sie leistungsschwächere Mitschüler:innen unterstützten. Aktuelle Ausgabe KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr! KATAPULT abonnieren