Zum Inhalt springen

Große Medien-Recherche

Frontex war an 22 illegalen Pushbacks beteiligt

Von und

Artikel teilen

Was passiert bei Pushbacks? Asylsuchende werden auf See zurückgedrängt. Sie werden dabei außerhalb der EU-Grenzen gebracht. So können sie kein Asyl in der EU beantragen. Solche Vorgehen sind illegal und verstoßen gegen internationales und europäisches Recht. Denn: Jede:r Asylsuchende innerhalb der EU hat das Recht, einen Asylantrag zu stellen. Die griechische Küstenwache führt solche Pushbacks seit März 2020 mit Hilfe der EU-Grenzschutzagentur Frontex systematisch durch - das beweisen die Recherchen. 

Frontex war an mindestens 22 Pushbacks beteiligt. Zudem vertuschte Frontex sie als “Ausreiseverhinderung” in den Datenbanken. Teilweise fälschte die Agentur auch die Fundorte der Geflüchteten. In ihrer Datenbank stand dann etwa, dass Menschen in türkischen Gewässern gefunden wurden. Tatsächlich waren sie aber in griechischen Gewässern und damit innerhalb der EU-Grenzen. 

Frontex ist die Europäische Agentur für Grenz- und Küstenwache. Sie ist für die Kontrolle der EU-Außengrenzen verantwortlich und arbeitet mit EU-Staaten zusammen. 2004 wurde sie gegründet. Mehrmals wurde die Agentur schon wegen Menschenrechtsverletzungen kritisiert. Es gibt Medienberichte, dass Frontex Gewaltexzesse nationaler Beamter dulde und auch selbst gewalttätig gegen Asylsuchende sei. 

Was darf Frontex und was nicht? Klar ist: Sie sind für den Grenzschutz mitverantwortlich. Sie spüren Geflüchtetenboote auf, sollen Schlepperei verhindern und die EU-Außenstaaten bei der Küstenwache unterstützen. Sie haben die Pflicht zur Seenotrettung. Was sie absolut NICHT dürfen: Boote mit Einwanderer:innen abdrängen oder gar zur Umkehr zwingen. Die Beweise zeigen aber, dass sie eindeutig dabei geholfen haben und involviert waren.

Nach den Anschuldigungen bot am heutigen Freitag der Frontex-Direktor Fabrice Leggeri seinen Rücktritt an. Die Menschenrechtsorganisation Sea Watch und das Recherchekollektiv FragDenStaat haben Klagen gegen Frontex eingeleitet.

Zum KATAPULT-Knicker über tödliche Fluchtrouten ► https://www.katapult-shop.de/magazine/knicker/117/knicker-10.-ausgabe?c=21

Aktuelle Ausgabe

KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr!

KATAPULT abonnieren

Autor:innen

Ehemalige Redakteurin bei KATAPULT. Hat Journalismus und Kommunikation in Wien und Amsterdam studiert. Themenschwerpunkte sind Gesellschaftspolitik und feministische Themen. Macht auch Podcasts.

Geboren 1994, ist seit 2021 Grafikerin bei KATAPULT. Sie hat visuelle Kommunikation in Graz studiert und ist Illustratorin.

Neueste Artikel

Saarland als universelles Flächenmaß

1.256 Leute haben uns gefragt: Wie groß ist das eigentlich in Saarländern? Hier kommt die Antwort.

Aus der Reihe "Positive Karten"

Die Kindersterblichkeit ist in den letzten 200 Jahren drastisch zurückgegangen. Noch bis 1800 erreichte mehr als ein Drittel der Kinder nicht das fünfte Lebensjahr. Durchschnittlich bekamen Frauen zwischen fünf und sieben Kindern, der Verlust von von zwei bis drei von ihnen war keine Seltenheit. Das legen demografische Untersuchungen nahe.

Neuer kleinster Staat der Welt soll in Albanien entstehen

Das bestätigte der albanische Premierminister Edi Rama vor wenigen Tagen. Er will den Mitgliedern des Bektaschi-Ordens eine eigene Enklave nach dem Vorbild des Vatikans gewähren. Und damit die religiöse Toleranz fördern. Rama ist Vorsitzender der Sozialistischen Partei Albaniens, der Nachfolgeorganisation jener Partei, die während der kommunistischen Ära in Albanien alle Religionen verboten hatte.