Am Samstag nimmt die 1. und 2. Fußballbundesliga ihren Spielbetrieb wieder auf. Gespielt wird vor leeren Rängen und mit weiteren Vorsichtsmaßnahmen: kein Handshake vor Spielbeginn, nur kurze Torjubel, keine Rudelbildungen und nicht spucken. Einige der gut 1.000 Erst- und Zweitligaprofis äußerten sich in den letzten Wochen besorgt über den Neustart. Nicht ohne Grund: Sportmediziner wiesen neben der Gefährdung Dritter auf mögliche Langzeitschäden der Lunge im Fall einer Ansteckung hin. Diese könnten bei Profis zum Karriereknick führen. Jens Lehmann, der ehemalige Torwart des Nationalteams und seit Kurzem Aufsichtsratsmitglied des Erstligisten Hertha Berlin, meinte, dass solange die Symptome nicht so schlimm seien, die Spieler damit zurechtkommen müssten. “Für junge Menschen mit starkem Immunsystem ist das keine so große Sorge”, verharmlost Lehmann die Folgen. Der Verband ließ in den letzten Wochen über 2.000 Tests bei Spielern und dem Betreuerstab durchführenund die Teams durften in den letzten Wochen nur unter bestimmten Auflagen trainieren. Wie schlecht diese teilweise umgesetzt wurden, beweist ein Facebook-Video des Berliner Spielers Salomon Kalou. Es zeigt, wie sich die Spieler mit Handschlag begrüßen, keinen Sicherheitsabstand zueinander halten und Witze über das Thema machen. Kalou wurde daraufhin suspendiert. Mindestens zehn Spieler oder Betreuer wurden mittlerweile positiv getestet, die meisten zeigten keine Symptome. Ob sich bei positiven Testergebnissen einzelner Spieler ganze Teams in Quarantäne begeben müssen, wie im Fall des Zweitligisten Dynamo Dresden, oder nur betroffene Spieler isoliert werden müssen, wie beim 1. FC Köln, entscheiden örtliche Gesundheitsämter. Die Spiele von Dynamo Dresden wurden um zwei Wochen nach hinten verschoben, das Team darf in der Zwischenzeit nicht gemeinsam trainieren und ist somit klar benachteiligt. Was jedoch im Fall eines weiteren Covid-19-Ausbruchs unter den Spielern passieren soll, ist unklar. Fest steht, dass die Wiederaufnahme des Spielbetriebs vor allem finanzielle Gründe hat. Der Verband nannte die Planungssicherheit der Vereine für die nächsten Jahre als eines der Motive für den Neustart. Die nationalen Medienverträge der nächsten Saisons werden momentan verhandelt. Der Verband rechnet mit insgesamt über einer Milliarde Euro pro Saison für die 36 Profiteams. Im Fall des Saisonabbruchs seien laut Verbandschef Christian Seifert mehrere Vereine von der Insolvenz bedroht, was nicht nur die Spieler, sondern etliche weitere Angestellte betreffen würde. Nach Angaben des Verbands sind durch den Fußball in Deutschland über 56.000 Menschen beschäftigt. Die Mehrheit davon sind jedoch Aushilfskräfte oder indirekt Beschäftigte wie zum Beispiel Personal von Catering-Services oder Sicherheitskräfte, die von den Spielen in leeren Stadien ohnehin nicht profitieren. Aktuelle Ausgabe KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abonnements. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr. KATAPULT abonnieren