Donald Trump kontert auf jegliche Sexismus-Vorwürfe mit dem Argument, Bill Clinton, ehemaliger US-Präsident und Mann seiner Kontrahentin, sei der eigentliche Übeltäter. Im Wahlkampf, eigentlich zwischen Hillary Clinton und Donald Trump, geht es immer weniger um inhaltliche Differenzen der Kandidaten als darum, wer der »schlimmere« Mann sei: Donald Trump oder Bill Clinton. 1998 wurde Bill Clinton verdächtigt, eine außereheliche Beziehung zu seiner damaligen Praktikantin Monika Lewinski geführt zu haben. Hinzu kamen Anschuldigungen anderer Frauen, Clinton habe sie belästigt oder ebenfalls sexuelle Beziehungen zu ihnen unterhalten. Folge hiervon war neben polizeilichen Ermittlungen ein Amtsenthebungsverfahren - das erste gegen einen gewählten US-Präsidenten. Später gestand Clinton die Affären. Hillary Clinton hielt zu ihrem Mann. Sie sagte in Fernsehshows und Zeitungsinterviews für ihn aus. Aus diesem Grund verkörpert das Clinton-Ehepaar für viele Wähler die Verlogenheit der Politik. Hillary wirkte in ihrer Loyalität aber nicht nur unauthentisch, sie unterstützte so sogar die Lügen ihres Mannes. Das Amtsenthebungsverfahren wurde nicht wegen der Affären an sich angestrengt, sondern aufgrund des Verdachts diesbezüglicher Falschaussagen des Präsidenten unter Eid. Zwischen dem Amtsenthebungsverfahren und dem jetzigen Wahlkampf liegen fast 20 Jahre. Trump bemüht sich, die damaligen Geschehnisse in die Gegenwart zu ziehen: Er befragt Frauen, die von Clinton sexuell belästigt wurden oder eine Affäre mit ihm hatten. Sie sollen ihn so in seiner Verteidigungsstrategie, Bill Clinton sei der »schlimmere Mann«, unterstützen. Ehebruch wird vor Gericht verhandelt, nicht zuhause Was genau verfolgt diese Strategie? In den USA ist der Betrug des Ehepartners kein rein privates oder moralisches Thema. Ehebruch ist in einigen Staaten ein Vergehen, wenn nicht sogar ein Verbrechen. Zwar wird es nur noch selten geahndet, dennoch wird eine Handlung erst dann zu einer Straftat oder einem Vergehen, wenn an ihr ein verstärktes öffentliches Interesse besteht. Und dieses öffentliche Interesse spricht das amerikanische Rechtssystem dem Ehebruch zu, zumindest in einigen Staaten. Schon die Bibel beschäftigt sich mit der Verurteilung von Ehebrechern, beispielsweise als Jesus eine Frau, die ihren Mann betrogen hatte, vor der Steinigung bewahren wollte. Gemäß der Scharia droht Ehebrechern in vielen muslimischen Ländern noch immer die Steinigung. In den meisten Ländern der Welt ist Ehebruch jedoch nicht mehr strafbar. Seine Bestrafung erinnert eher an ein mittelalterliches Bild der Ehe. Zu fragen ist, warum Ehebruch in den USA, einem der größten und fortschrittlichsten Industriestaaten, immer noch in Strafgesetzen berücksichtigt wird. Eine mildere Alternative wäre, Ehebruch ins Scheidungsrecht zu verlegen. Aktuell drohen hingegen Geld- oder Haftstrafen - geht man allein nach dem Gesetzeswortlaut und nicht nach oft milderen Einzelentscheidungen von Gerichten. Nur deshalb kann Ehebruch auch für einen Wahlkampf relevant sein. Verfehlungen sind nicht vererbbar Hillary Clinton unterstützte ihren Mann zwar nicht nur bei kleinen privaten Lügen, sondern bei solchen, die in manchen Bundesstaaten ein Verbrechen begründen. Da sie aber zugleich die Geschädigte seiner Betrügereien ist, wäre es paradox, ihr sein Verhalten anzulasten. Seine Verfehlungen vererben sich nicht auf sie. Nicht Bill, sondern Hillary Clinton möchte amerikanisches Staatsoberhaupt werden. Entscheidend für diesen Wahlkampf können nur die sexistischen Äußerungen von Donald Trump sein. Blieb es nämlich nicht nur bei Äußerungen, kommt die Frage auf, ob nicht auch er nach der jetzigen Gesetzeslage gegen den Ehebruchs-Tatbestand einiger US-Staaten verstoßen hat.