Der isländische Regierungschef tritt zurück, David Cameron muss sich erklären und der argentinische Präsident kämpft noch mit der Wahrheit. Die »Panama Papers« zeigen, wie umfangreich und normal Steuerhinterziehung innerhalb der politischen und wirtschaftlichen Eliten ist. Ob reicher Unternehmer oder chinesischer Kommunist – die Täter kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft. Nur eins vereint sie: viel Geld, dass sie nicht versteuern wollten. Steuerhinterziehung wird allerdings nicht nur in Panama oder auf abgelegenen Inselstaaten gefördert. Auch europäische Staaten beteiligen sich daran. Ganz vorne dabei: die Schweiz, USA und Deutschland. »Deutschland ist ein sicherer Hafen für das Geld von Diktatoren« schreibt Markus Meinzer vom »Tax Justice Network«. Er schätzt, dass Ausländer in Deutschland etwa 2,5 bis 3 Billionen Euro lagern, um ihre heimische Steuer zu umgehen. Das entspricht etwa dem Bruttoinlandsprodukt von Deutschland. Dabei handelt es sich auch um Vermögenswerte aus der organisierter Kriminalität. Der »Schattenfinanzindex« misst, wie intransparent eine Bank in ihrem Land arbeiten darf und welche Marktstellung sie hat. Je weniger Informationen sie über ihre Kunden preisgeben muss, desto besser ist das für den Steuerhinterzieher. Besonders wichtig ist dabei, inwieweit ein Bankinstitut dazu bereit oder verpflichtet ist, mit den Behörden anderer Länder zu kooperieren und Informationen austauschen. In Deutschland ist diese Bereitschaft sehr gering, die Marktstellung deutscher Banken hingegen sehr hoch. Beides führt dazu, dass Deutschland derzeit auf Platz acht der besten Orte für Steuerhinterziehung gelistet wird.Panama ist auf Platz 13. Wer eine faire Diskussion über Steuerhinterziehung führen möchte, darf sich nicht nur auf Panama konzentrieren. Es ist nämlich nicht der Staat, der die Steuerflucht am stärksten unterstützt hat, sondern lediglich derjenige, der dabei erwischt wurde.