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In den USA wurde 2021 mehr als doppelt so häufig gefordert, Bücher aus Bibliotheken zu verbannen oder aus Lehrplänen zu streichen, wie im Vorjahr. Die Zahl liegt damit so hoch wie noch nie. Die Amerikanische Vereinigung der Büchereien (ALA) meldete 729 Verbotsforderungen für knapp 1.600 Werke. Die Forderungen stammen von Eltern, Schulbehörden, Politiker:innen und religiösen Gruppen. Sie befürchten, dass Kinder von als »vulgär«, »obszön« oder anderweitig »unangemessen« empfundenen Inhalten negativ beeinflusst werden. Jedes dritte der betroffenen Bücher behandelt die Themen Sexualität und Geschlechtervielfalt. Überdurchschnittlich häufig ging es auch um Werke, die Rassismus und das Leben von Schwarzen thematisieren.
Die ALA schätzt, dass 82 bis 97 Prozent aller Verbotsforderungen gar nicht erst an sie gemeldet werden. Und Bücher, die eingeschüchterte Bibliothekar:innen vorsorglich selbst rauswerfen oder gar nicht erst aufnehmen, zählen nicht. Verbotsforderungen wirken also, selbst wenn sie abgelehnt werden. Aus Bibliotheken verbannte Werke können allerdings noch im Buchhandel erworben werden – wenn man denn das Geld dazu hat. Menschen, die auf das Angebot öffentlicher und schulischer Bibliotheken angewiesen sind, wird damit der Zugang zu Information und Bildung erschwert. Für 2022 werden noch mehr Verbotsforderungen erwartet. Um gegen diese Art der Zensur vorzugehen, richtet die ALA jährlich in der letzten Septemberwoche die Banned Books Week aus, bei der Bibliotheken, Verlage, Autor:innen und alle anderen Buchfans die Freiheit des Lesens feiern.
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Autor:innen
Hat in Köln was mit Sprachen studiert und ist seit 2022 bei KATAPULT.