Zum Inhalt springen

Studie

Weniger Medienkenntnis, weniger Vertrauen

Von

Artikel teilen

Alle Medien lügen – oder doch nicht? Um herauszufinden, wie es um das Medienvertrauen der deutschen Bevölkerung steht, sind die Ergebnisse einer Langzeitstudie des Instituts für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ein guter Indikator. Die neuesten repräsentativen Zahlen stammen aus 1.200 Telefonbefragungen, die Ende 2017 durchgeführt wurden. Sie zeigen unter anderem, dass die »Lügenpresse«-Stimmung tendenziell abebbt. Während 2016 noch 22 Prozent der befragten Erwachsenen der Meinung waren, man könne den deutschen Medien überhaupt nicht vertrauen, sind es Ende 2017 nur noch 17 Prozent. Auch die Ansicht, die Bevölkerung werde von den Medien systematisch belogen oder gar in Zusammenarbeit mit der Politik manipuliert, wird weniger geteilt als noch im Jahr zuvor.

2016 positionierten sich 44 Prozent gegen die Behauptung »Die Bevölkerung in Deutschland wird von den Medien systematisch belogen«. Im Folgejahr waren es 56 Prozent. Immer mehr Menschen sind also wieder auf der Seite der klassischen Medien. Aller Medien?

Die Forscherinnen und Forscher interessierten sich über das allgemeine Medienvertrauen hinaus auch für die Einstellung gegenüber einzelnen Mediengattungen. Das Misstrauen wuchs gegenüber keinem Medium in nennenswertem Maße – Ausnahme: das Internet. Inzwischen empfinden nur noch 10 Prozent der Befragten die Informationen, auf die sie beim Surfen stoßen, als vertrauenswürdig. Das Vertrauen in Tageszeitungen bleibt währenddessen stabil, das in die öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehsender steigt sogar.

Ein Grund dafür liegt sicher in der Komplexität des Mediums Internet und den zumeist fehlenden redaktionellen Arbeiten vor Veröffentlichung. Jeder kann alles kommunizieren – das ist Fluch und Segen zugleich. Schlussendlich ist es der Medienkonsument selbst, der dann Verantwortung übernehmen muss. Was ist richtig? Was falsch? Interessanterweise fanden die Mainzer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch heraus, dass geringe Medienkenntnis auch auf das Vertrauen drückt. Je weniger Medienkenntnisse, desto höher die Skepsis.

Aktuelle Ausgabe

Dieser Text erschien in der neunten Ausgabe von KATAPULT. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr.
KATAPULT abonnieren

Studie: https://www.medienkonvergenz.uni-mainz.de/forschung/medienvertrauen-in-der-langfristperspektive/

Autor:innen

Neueste Artikel

Wie Alaska fast an Liechtenstein verkauft worden wäre

Alaska ist rund 11.000 Mal so groß wie Liechtenstein. Und doch hätte das kleine Fürstentum das Gebiet einmal fast gekauft!

Risse in der Brandmauer

Die Brandmauer gibt es nicht - und gab es offenbar auch nie. Das zeigt sich besonders auf kommunaler Ebene in den neuen Bundesländern, wie eine neue Studie herausgearbeitet hat.

Die kleinste Stadt der USA

Elsie Eiler ist 90, Bürgermeisterin der Stadt, leitet die Stadtbibliothek und betreibt das einzige Lokal im Ort. Sie zahlt sich selbst Steuern und hat sich selbst eine Ausschankgenehmigung erteilt.