Zum Inhalt springen

Corona in den USA

Schwarze sterben in den USA häufiger an Covid-19

Von

Artikel teilen

Der Anteil der Schwarzen unter den an Covid-19 Verstorbenen lag in Milwaukee, der größten Stadt im Bundesstaat Wisconsin, zwischenzeitlich bei rund 70 Prozent – diese stellen dort jedoch nur 26 Prozent der Bevölkerung. Ähnlich ist es auch in anderen Städten und Bundesstaaten. Die Sterberate für schwarze US-Amerikaner liegt allen Hinweisen nach weit über dem nationalen Durchschnitt. Bundesweite Zahlen gibt es nicht, da nicht alle ihre Fallzahlen nach Ethnien aufschlüsseln.

Für diese Diskrepanz gibt es verschiedene Erklärungen, alle haben jedoch eine Gemeinsamkeit: Schwarze sind in den USA in der Regel sozioökonomisch schlechter gestellt als andere US-Amerikaner. Sie geben weniger Geld für ihre Gesundheit aus, haben häufiger Vorerkrankungen und einen schlechteren Zugang zur Gesundheitsversorgung. So hatten 2017 beispielsweise elf Prozent aller Schwarzen keine Krankenversicherung - vier Prozentpunkte über dem US-Durchschnitt. Gleichzeitig arbeiten sie überdurchschnittlich oft in Dienstleistungsbranchen mit höherer Ansteckungsgefahr, etwa im öffentlichen Nahverkehr, im Gesundheitswesen oder anderen Care-Berufen.

Auch die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen die verschiedenen ethnischen Gruppen in den USA unterschiedlich stark, wie eine Umfrage des Pew Research Centers unter knapp 5.000 US-Amerikanern nahelegt:

Demnach seien Hispanoamerikaner aufgrund der Krise wesentlich stärker gefährdet, ihre Arbeitsstelle zu verlieren, als weiße Amerikaner. 41 Prozent aller befragten Latinos gaben an, dass entweder sie selbst oder jemand in ihrem Haushalt aufgrund der Pandemie seine Arbeitsstelle verloren hat. Unter den weißen Befragten ist der Anteil nur etwa halb so groß. Der Grund dafür liegt vermutlich in der Tatsache, dass überdurchschnittlich viele Latinos in der Hotel- oder Gastronomiebranche arbeiten, dem Gewerbe, das als eines der ersten von den ökonomischen Auswirkungen der Krise getroffen wurde. Rund 30 Prozent aller Hotelangestellten und 27 Prozent der Angestellten in der Gastronomie in den USA sind Hispanoamerikaner - ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt jedoch nur bei 18 Prozent.

Die Jobverluste wirken sich auch schnell auf die finanzielle Lage der betroffenen Haushalte aus, auch das zeigt die Umfrage:

Der Median des jährlichen Einkommens liegt für schwarze Haushalte mit 40.258 US-Dollar deutlich unter dem der weißen (81.331 US-Dollar) und der hispanoamerikanischen (50.486 US-Dollar). Viele schwarze Haushalte hatten daher bereits vor der Pandemie Schwierigkeiten, alle anfallenden Rechnungen zu bezahlen. Für Latino-Haushalte nahm dieser Anteil aufgrund der Krise in den letzten Wochen jedoch am stärksten zu. Nur ein Drittel aller befragten US-Amerikaner gaben an, sie könnten von ihrem Ersparten mehr als drei Monate leben.

Aktuelle Ausgabe

KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abos. Unterstütze unsere Arbeit und abonniere das Magazin gedruckt oder als E-Paper ab 19,90 Euro im Jahr!

KATAPULT abonnieren

Fußnoten

  1. Die Begriffe “Ethnie”, “Schwarze”, “Weiße” und “Hispanoamerikaner/Latinos” beziehen sich jeweils auf US-amerikanische Zensusdaten, die zwischen verschiedenen “Races” und “Ethnicities” (“Black”, “Hispanic” und “White”) unterscheiden. Aus Mangel an deutschsprachigen Alternativen haben wir uns bei der Wahl der Begriffe möglichst nah an den US-amerikanischen Quellen orientiert.
  2. Thebault, Reis; Ba Tran, Andrew; Williams, Vanessa: The coronavirus is infecting and killing black Americans at an alarmingly high rate, auf: washingtonpost.com (am 7.4.2020).
  3. Kaiser Family Foundation (Hg.): Health and Health Care for Blacks in the United States, auf: kff.org (am 10.5.2019).
  4. Vergano, Dan; Goba, Kadia: Why The Coronavirus Is Killing Black Americans At Outsize Rates Across The US, auf: buzzfeednews.com (am 10.4.2020)
  5. Parker, Kim; Horowitz, Julia Mensasce; Brown, Anna: About Half of Lower-Income Americans Report Household Job or Wage Loss Due to COVID-19, auf: pewsocialtrends.org (am 21.4.2020).
  6. Isidore, Chris: Early coronavirus job losses hitting minorities, women, teens particularly hard, auf: edition.cnn.com (am 4.4.2020).
  7. United States Census Bureau (Hg.): Hispanic or Latino Origin by Race, auf: data.census.gov (Stand 2018).
  8. United States Census Bureau (Hg.): Real Median Household Income by Race and Hispanic Origin: 1967 to 2017, auf: census.gov (Stand 2018).

Autor:innen

Ehemaliger Redakteur bei KATAPULT. Er ist Chefredakteur von KATAPULT Kultur und für die Produktionsleitung des Magazins verantwortlich. Er hat Geographie an der Universität Augsburg und der Universitat de Barcelona studiert. Er ist zudem als freiberuflicher Fotograf tätig.

Neueste Artikel

Wie Alaska fast an Liechtenstein verkauft worden wäre

Alaska ist rund 11.000 Mal so groß wie Liechtenstein. Und doch hätte das kleine Fürstentum das Gebiet einmal fast gekauft!

Risse in der Brandmauer

Die Brandmauer gibt es nicht - und gab es offenbar auch nie. Das zeigt sich besonders auf kommunaler Ebene in den neuen Bundesländern, wie eine neue Studie herausgearbeitet hat.

Die kleinste Stadt der USA

Elsie Eiler ist 90, Bürgermeisterin der Stadt, leitet die Stadtbibliothek und betreibt das einzige Lokal im Ort. Sie zahlt sich selbst Steuern und hat sich selbst eine Ausschankgenehmigung erteilt.