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Neues KATAPULT-Buch

Philowas?

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In der zehnten Klasse hatte unser Lateinlehrer eine Idee: Eine Philosophie-AG sollte gegründet werden. Das war für mich gleich in zweifacher Hinsicht irritierend. Zum einen sollte die AG nach Ende des offiziellen Unterrichts tagen. Klang gar nicht mal so gut. Zum anderen: Philowas?! Irgendwie schon mal gehört. Auch im örtlichen Schreibwarenladen, beim »Klaus«, wie es im Dorf hieß, lag doch immer dieses Heft: Philosophie heute. (War natürlich die Psychologie heute – klang damals aber alles ziemlich ähnlich.) Als es dann nach ein paar Wochen hieß, die AG würde irgendwelche Texte aus der Antike diskutieren, war der Drops endgültig gelutscht. Als hätten wir im Lateinunterricht nicht schon genug von denen auf den Tisch geklatscht bekommen. Mit »heute« hatte das ja wohl kaum etwas zu tun. Kurz und gut: Mit Philosophie wollte ich nichts am Hut haben.

Heute weiß ich, dass das nur im schulischen Zusammenhang stimmte. Wie es der Lebensabschnitt so will, entdeckten wir in dieser Zeit nämlich auch das mehr oder weniger gesellige Zusammensitzen. Mehr oder weniger gesellig in Abhängigkeit von den Getränken. Wein und Bier? Topgesellig! Schnaps? Joa, eher nicht, weil immer irgendwer die Nerven verlor und über die Stränge schlug. In den geselligen Momenten kamen dann gerne auch die ganz großen Themen auf den Tisch: Was ist die Liebe? Was wollen wir mit unserem Leben anstellen? Wie sehen wir die Gesellschaft und wie sieht sie uns? Einige machten sich auch daran, ihre Gedanken zu Papier zu bringen, meist für den privaten Gebrauch, in Tagebuchform. Habe ich dann auch irgendwann versucht, weil es einem den Glanz des Besonderen verlieh. War aber nicht meins, ist es bis heute nicht. Aber die großen Fragen, die sind geblieben.

Was wir damals taten, war nichts anderes als philosophieren. Den Dingen auf den Grund gehen, sich Gedanken über die großen Zusammenhänge machen, für die eigene Position streiten – im Park beim Bier und abends am Küchentisch mit den Eltern. Dieselben Fragen haben sich vermutlich auch die Philosophen und Philosophinnen gestellt, die in diesem Buch vorgestellt werden. Und wie uns alle dürften diese Fragen sie immer mal wieder beschäftigt haben, auch wenn sie sich später spezielleren Themen zuwendeten. Das liegt daran, dass wir es bei allen Philosophinnen und Philosophen in diesem Buch mit Menschen zu tun haben. Ja, sehr schlauen und ja, teilweise ziemlich berühmten Menschen, aber eben: Menschen.

Dies nicht aus den Augen zu verlieren, ist eines der Anliegen dieses Buches. Dass sie alle ihre Macken, Spleens und Laster hatten und haben, macht sie nahbar. Und Philosophie, davon sind wir überzeugt, sollte nahbar sein. Dieses Buch soll dazu beitragen, sie auch denen näherzubringen, die wie mein 16-jähriges Ich nicht einmal wissen, was Philosophie ist, wie schön sie sein kann und dass wir sie alle immer schon irgendwie betreiben: in der AG, im Park und am Küchentisch.

In diesem Sinne, Cheers und frohes Nachdenken!

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Autor:innen

Geboren 1986, ist seit 2020 Redakteur bei KATAPULT. Er hat Politikwissenschaft und Geschichte in Freiburg und Greifswald studiert und wurde mit einer Arbeit im Bereich Politische Ideengeschichte promoviert. Zu seinen Schwerpunkten zählen die deutsche Innenpolitik sowie Zustand und Entwicklung demokratischer Regierungssysteme.

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