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Gegen die EU, Flüchtlinge, Gender und Amerika; für die Nation, die AfD, Russland und neuerdings auch Sarah Wagenknecht - das sind die Positionen des Compact-Magazins. Zwischendurch wird Werbung für ein Buch des Kopp-Verlages gemacht. Thema: »Hitler hatte die Atombombe!«
Nach eigenen Angaben hat Compact eine gedruckte Auflage von 80.000 Exemplaren, der Cicero kommt auf 87.000 verbreitete Hefte. Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer schreibt: »Konkurrenten wie Cicero oder der Freitag hat Compact inzwischen längst abgehängt [...]«2 Die Wahrheit ist, dass Elsässer mit diesem Satz mindestens 7.000 mal neben der Wahrheit liegt, obwohl der Compact-Slogan »Mut zur Wahrheit« lautet.
Die journalistische Leistung des Magazins ist gering. Elsässer paraphrasiert oder kopiert Artikel aus der »Mainstreampresse« und fügt ihnen am Ende eine möglichst harte Meinung hinzu. Für den Einstieg einer seiner Beiträge übernimmt er beispielsweise ganze Passagen aus einem FAZ-Artikel und verzichtet dabei auf Zitationen und Quellenangaben. Neuigkeiten können auf diese Weise nicht aufgedeckt werden. Dafür ist das Layout, bis auf das Cover, ganz schön.
Mit der Bitte um eine moderate AfD
Die Wochenzeitung »Junge Freiheit« ist anders: ruhiger, moderater und seit 2008 mit IVW-geprüfter Auflage, knapp 30.000 Exemplare. Seit 2001 hat sich die Auflage mehr als verdreifacht. Der bayerische Verfassungsschutz erklärte 2005, die Zeitung habe »zum größten Teil keinen extremistischen Inhalt«. Der kleinere Teil ist heute noch kleiner geworden. Die Redakteure sind zwar stramm rechts, schreiben offen für die AfD - fordern die Partei allerdings auch zu einem moderaten Kurs auf.
Trotz ihrer Nähe zur AfD berichtet die Junge Freiheit beispielsweise auch über berechtigte Antisemitismus-Vorwürfe in der Partei. Alexander Gaulands rassistische Bemerkung über Jérôme Boateng wird nicht verteidigt, Frauke Petrys Vorstellungen zum Schießbefehl gegen Flüchtlinge und alle weiteren politischen Reaktionen darauf werden emotionslos wiedergegeben, als hätte die Redaktion keine eigene Meinung dazu. Es scheint, als hätten einige Redakteure der Jungen Freiheit verstanden, dass die fortschreitende Radikalisierung der AfD auch ihre größte Gefahr ist.
Andere rechte Zeitungen wie Sezession und die Preußische Allgemeine konnten hingegen kaum wachsen. Allein Compact und Junge Freiheit sind in Deutschland die derzeitigen Gewinner der Zeitungslandschaft. In absoluten Zahlen sind sie hingegen klein, jedenfalls im Vergleich zur zum Gegner erklärten »Lügenpresse«. Die rechte Szene könnte wahrscheinlich mehr Leser für Compact und die Junge Freiheit hergeben, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass NPD-, Pegida- und AfD-Sympathisanten dem Medium der gedruckten Zeitung insgesamt misstrauen und sich stattdessen verstärkt online informieren.
Die erste richtige Internetbewegung in Deutschland ist völkisch
Mehr Zeit widmen diese Bürger der Lektüre im Internet und besonders aktiv werden sie auf Facebook. Das ist an der Auswertung der Facebookseiten zu erkennen. Die AfD hat unter den deutschen Parteien den stärksten und professionellsten Facebookauftritt. Die Person, die ihn verwaltet, hat offensichtlich ein Gespür für die großen Themen der rechten Bevölkerung. Keine andere deutsche Partei erreicht so viele Leser, bekommt so viele Kommentare, Likes und Teilungen.
Der ideologische Grundstein für die neue Rechte wird deshalb vor allem hier gelegt. Der Vorteil dabei ist, dass sofort zu erkennen ist, welche Themen im rechten Milieu funktionieren und welche nicht. Die Reaktionen der Facebooknutzer sind sofort ablesbar und können genau ausgewertet werden. Ein Thema, dass es hier nicht schafft, wird es auch nicht in das Grundsatzprogramm der AfD schaffen oder bei Pegida beklatscht werden. Facebook ist das entscheidende Medium der neuen deutschen Rechten.
Dieser Beitrag erschien in der zweiten Ausgabe von KATAPULT. Lesen Sie weitere spannende Artikel und unterstützen Sie unsere Arbeit, indem Sie Abonnent werden.
Autor:innen
Der Herausgeber von KATAPULT und Chefredakteur von KATAPULTU ist einsprachig in Wusterhusen bei Lubmin in der Nähe von Spandowerhagen aufgewachsen, studierte Politikwissenschaft und gründete während seines Studiums das KATAPULT-Magazin.
Aktuell pausiert er erfolgreich eine Promotion im Bereich der Politischen Theorie zum Thema »Die Theorie der radikalen Demokratie und die Potentiale ihrer Instrumentalisierung durch Rechtspopulisten«.
Veröffentlichungen:
Die Redaktion (Roman)
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