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Parlamentswahlen in Südafrika

Mandela-Gefährte Ramaphosa soll Südafrika und die eigene Partei retten

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Während der Apartheid setzte sich Cyril Ramaphosa als Anwalt und Gewerkschaftsleiter für die Rechte der unterdrückten schwarzen Bevölkerung ein. Er wurde mehrmals verhaftet und floh ins Ausland. Nach dem Ende der Apartheid 1994 machte er als Manager Karriere im Banken- und Bergbausektor. Sein Vermögen wird auf knapp eine halbe Milliarde Euro geschätzt – er gilt als einer der reichsten Südafrikaner.

Ramaphosa blieb bisher frei von Korruptionsvorwürfen, anders als der Großteil der politischen Führung. Zudem genießt er als ehemals enger Vertrauter des 2013 verstorbenen Nelson Mandela ein hohes Ansehen bei der Bevölkerung. Allerdings wird ihm vorgeworfen, nicht genug gegen die strukturelle Korruption und die persönlichen Bereicherungen innerhalb der Regierungspartei vorzugehen. Die Partei »African National Congress« (ANC), der Ramaphosa angehört, regiert seit 1994 mit absoluter Mehrheit im südafrikanischen Parlament. Sowohl die Regierungszeit von Mandelas Nachfolger Thabo Mbeki als auch die von Jacob Zuma sind von zahlreichen Skandalen überschattet.

Trotz der enormen Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der politischen und wirtschaftlichen Lage in Südafrika bleibt die Zustimmung zum ANC stark – wenn auch mit leichten Stimmverlusten. Der ANC besitzt eine loyale Wählerbasis, vorrangig aus Dank für den Freiheitskampf vor 1994, als sich die Partei im Untergrund dem Apartheidsregime widersetzte, und aus Treue zu Mandela.

Am Donnerstag standen den knapp 27 Millionen Wahlberechtigten Südafrikanern mit 48 Parteien so viele wie noch nie zur Auswahl – darunter zahlreiche religiöse und ethnische Kleinstparteien. Die größte Oppositionspartei bleibt mit etwa 21 Prozent die liberale »Democratic Alliance« (DA). Die DA ist vor allem bei den englischsprachigen Weißen und Coloureds in der Kapregion beliebt. Mit rund elf Prozent drittstärkste Partei sind die linksradikalen »Economic Freedom Fighters« (EFF), die durch drastische Landreform- und Enteignungspläne insbesondere bei den ärmeren Teilen der schwarzen Bevölkerung Zuspruch bekommen.

Mit den Verlusten des ANC kam es erstmals zu größeren Wählerwanderungen: Neben den beiden größten Oppositionsparteien konnte so auch die rechtsextreme »Vryheidsfront Plus« (VF+) ihr Ergebnis auf etwa zwei Prozent verbessern. Sie will unter anderem einen burischen “Volksstaat” errichten, in dem sich die afrikaanssprechende weiße Minderheit im Land selbst verwalten kann.

Neben Korruption und dem permanenten Streitpunkt der Apartheid-Entschädigungen waren sowohl Wohnraum- und Arbeitsplätzemangel als auch die stagnierende Wirtschaftsentwicklung des Landes Themen im Wahlkampf. Die Arbeitslosenquote in Südafrika ist mit 27 Prozent extrem hoch. Während sie bei den Weißen bei unter 10 Prozent liegt, sind über 32 Prozent der schwarzen Bevölkerung im Land ohne Arbeitsplatz. Viele machen die Einwanderer aus den Nachbarländern für die schlechte Situation auf dem Arbeitsmarkt verantwortlich.

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Fußnoten

  1. Bisher sind 95 Prozent der Stimmen ausgezählt (Stand 10.5.2019, 17 Uhr).
  2. Die Bezeichnung der ethnischen Zugehörigkeiten stammen aus dem südafrikanischen Zensus. Offiziell wird zwischen »Black African«, »Coloured«, »White« und »Indian or Asian« unterschieden.

Autor:innen

Ehemaliger Praktikant bei KATAPULT.

Ehemaliger Redakteur bei KATAPULT. Er ist Chefredakteur von KATAPULT Kultur und für die Produktionsleitung des Magazins verantwortlich. Er hat Geographie an der Universität Augsburg und der Universitat de Barcelona studiert. Er ist zudem als freiberuflicher Fotograf tätig.

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