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Seenotrettung

Kein Geschäftsmodell für Schlepper

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Zu den Gegnern privater Rettungsmissionen gehören auch der österreichische Kanzler Sebastian Kurz oder der italienische Innenminister Matteo Salvini. Der Vorwurf: Die Hilfsmissionen machten das Geschäft der Schleuserbanden erst möglich. Diese könnten sich darauf verlassen, dass die Geflüchteten nahe der Küste geborgen und in Sicherheit gebracht würden. Damit heizten die Missionen die Migrationsbewegungen an.

In der Forschung gilt die Position jedoch als haltlose Behauptung. Mehrere Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass die Rettungsmissionen keinen nachweisbaren Einfluss auf die Zahl der Flüchtenden haben. Dazu verglichen sie, in welchem Zeitraum und über welche Routen die Menschen über das Mittelmeer flohen, und stellten dies den Zeiträumen und Korridoren der Rettungsmissionen gegenüber. Sowohl eine Studie aus Oxford vom März 2017, die den Zeitraum 2000 bis 2016 untersuchte, als auch eine Studie des italienischen Innenministeriums in Zusammenarbeit mit der UN-Flüchtlingsorganisation für den Zeitraum zwischen 2016 und April 2018 stellen klar: Rettungsoperationen führen nicht zu mehr Geflüchteten, sondern lediglich zu weniger Ertrinkenden.

Dass die Boote der Schlepper immer seltener hochseetauglich sind, liegt einer Studie der Initiative »Forensic Oceanography« zufolge ebenfalls nicht an den Rettungsmissionen. Das an der University of London beheimatete Projekt macht stattdessen die Behörden etwa in Libyen verantwortlich, die die tauglichen Schiffe zerstören, um den Schleppern das Handwerk zu erschweren. In der Folge setzen diese auf ungeeignete Schlauchboote.

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