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Fredrich rastet aus

Die Süddeutsche klaut systematisch von Katapult

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Julius Gabele tippt mir auf die Schulter und sagt: Guck ma, Benni, die haben haargenau unseren Zahlenvergleich veröffentlicht. Ich denk, ja gut, kann mal passieren. Ist Zufall oder kopiert – jeder klaut hier und da mal ne Idee. Haben wir auch schon gemacht. Solange das nicht ständig passiert, müssen wir das aushalten. Gabele gibt nicht auf: Hier sind noch sechs – alle komplett von uns übernommen, alle ziemlich neu und zudem unsere stärksten Veröffentlichungen in dem Zeitraum.

In der Kommentarspalte schreiben einige Leser sowas wie: »Geklaut von Katapult« oder »Scheißvergleich und zudem von Katapult«. Ok, das ist peinlich für die Süddeutsche, aber das kann passieren. Irgendein Redakteur hat seine Recherche nicht ganz so ernst genommen, keine eigenen guten Einfälle und seinem Ressortleiter nicht gesagt, woher er die ganzen Ideen hat. Das ist sicher schnell geklärt.

Süddeutsche gibt die Kopien zu

Ich schicke ne Mail an die Süddeutsche. Antwort kommt noch am gleichen Tag vom verantwortlichen Redakteur für die Wochenendausgabe, Christian Weber heißt er. Antwort: Ja, »einige Ideen kommen tatsächlich vom Katapult-Magazin«, insgesamt »sechs« Stück und anscheinend auch »in den letzten Wochen«. – Keine Ahnung, ob das stimmt. Unserer Meinung nach waren es mehr. Egal. Weber ist ein aufrichtiger Journalist! Aber warte kurz: Was steht da zum Schluss noch? Er schreibt im letzten Absatz, die Zahlen seien von Katapult »inspiriert«. – Echt jetzt? Inspiriert?! Die sind astrein kopiert, Christian Weber!

Jetzt kommts aber erst: Als Lösung schlägt er vor, uns zukünftig als Quelle zu nennen. Mir fällt der Kopf auf den Tisch – ist das traurig. Denn: Katapult ist in dem Fall keine Quelle, wirklich nicht. Wir haben Ideen, wie man verschiedene Quellen gut zusammenbasteln kann – das ist unsere Leistung, jedenfalls für die Rubrik »Trock’ne Zahlen«. Aber wir werden dadurch nicht zur Quelle.

Nagut, ich antworte Herrn Weber nochmal und schreibe, dass wir keine Quelle sind, dass wir manchmal Tage brauchen, bis uns ein guter Vergleich einfällt, und dass die Süddeutsche diese Arbeit einfach überspringt, wenn sie von uns klaut. Ich schreibe ihm außerdem, dass eine Eins-zu-eins-Übernahme von Inhalten selbst von den eigenen SZ-Lesern bemängelt wird und die planmäßige Ausbeutung der Inhalte eines Konkurrenten unter unlauteren Wettbewerb fällt und somit auch rechtlich angreifbar ist.

Weber antwortet und bekundet Verständnis für unsere Arbeit. Top Mann! Aber warte kurz, was schreibt er dann? Einen Gegenangriff: Er meint jetzt, dass wir, also Katapult, Inhalte von ihnen und anderen Medien geklaut hätten. Steht das da echt? Kopf fällt wieder auf Tisch, mir wird übel. Ich meine, wir haben doch die Veröffentlichungsdaten. Weber legt noch einen drauf und behauptet schließlich sogar, dass wir unsere gesamte Rubrik »Trock’ne Zahlen« von der Süddeutschen Rubrik »Unterm Strich« abgekupfert hätten.

Spannend, oder? Gucken wir mal nach, wann die ersten Veröffentlichungen von »Unterm Strich« zu finden sind. Als ältesten Beitrag finden wir einen aus dem Juni 2018. Davor gab es noch die Serie »Äpfel mit Birnen«, beginnend im Januar 2018. Seit wann gibt es denn eigentlich unsere Katapult-Rubrik »Trockn’e Zahlen«? Genau. Seit März 2015.

Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder Herr Weber beweist, dass die Rubrik »Unterm Strich« schon älter ist als fünf Jahre, dann bleibt es lediglich dabei, dass er mit seinem Gegenangriff ein Donald-Trump-Ablenkungsmanöver gestartet hat, oder er kann es nicht beweisen. Dann weiß ich auch nicht mehr, wo genau seine restliche Glaubwürdigkeit baumelt.

Das Allerdöllste kommt aber noch. Zum Schluss bietet uns Christian Weber großmütig an, mit ihm zu kooperieren und mal eine Doppelseite für die Süddeutsche zu machen. Kopf, Tisch, kotzen!

»Wie wäre es denn, wenn Sie mal eine spannende Infografik-Doppelseite für uns machen würden, wenn Sie eine gute Idee haben? Wenn Sie das interessiert, müsste ich allerdings noch die Meinung unserer Art Directors einholen.«

Was für ein überhebliches A… ngebot. Soll uns das jetzt ehren? Ich habe ein ernsthaftes journalistisches Problem, will das beheben und ein leitender Redakteur der Süddeutschen möchte nichts an seinem Fehlverhalten ändern und reicht mir stattdessen seine schleimige Schleimhand. Die Süddeutsche Zeitung ist eine der wichtigsten Zeitungen Europas, ich bin Süddeutsche-Leser, hatte bisher auch geschäftlich nur positiven Kontakt, aber das hier muss ich in aller Freundlichkeit klarstellen:

Ficken Sie sich schwer ins Knie, Herr Weber! Ich veröffentliche Ihre volle Peinlichkeit, Ihr journalistisches Unverständnis darüber, eine Quelle von einer Idee nicht unterscheiden zu können, und Ihre systematische Übernahme unserer Werke. Und nein, wir machen Ihnen keine Grafikseite in der Süddeutschen Zeitung.
Wir machen: Das KATAPULT-Magazin!

EDIT: Mittlerweile hat uns die SZ eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gesendet.

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Autor:innen

Der Herausgeber von KATAPULT und Chefredakteur von KATAPULTU ist einsprachig in Wusterhusen bei Lubmin in der Nähe von Spandowerhagen aufgewachsen, studierte Politikwissenschaft und gründete während seines Studiums das KATAPULT-Magazin.

Aktuell pausiert er erfolgreich eine Promotion im Bereich der Politischen Theorie zum Thema »Die Theorie der radikalen Demokratie und die Potentiale ihrer Instrumentalisierung durch Rechtspopulisten«.

Veröffentlichungen:
Die Redaktion (Roman)

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