Zum Inhalt springen

Organspende

8.000 Nieren benötigt, 2.100 Nieren gespendet

Von

Artikel teilen

Aktuell gilt mit der erweiterten Zustimmungslösung die gegenteilige Regelung: Wer Organe spenden möchte, muss sich dazu schriftlich bereit erklären. Hat sich der Verstorbene zu Lebzeiten nicht dazu geäußert, können Angehörige darüber entscheiden. 2012 erweiterte der Bundestag das Gesetz: Krankenkassen sind seit dieser sogenannten Entscheidungslösung dazu verpflichtet, die Versicherten regelmäßig über die Möglichkeit der Organspende zu informieren und Organspendeausweise zu verteilen.

Ob eine Person überhaupt für eine Spende infrage kommt, entscheiden letztlich aber auch medizinische Aspekte. Zunächst muss der Hirntod festgestellt werden, bevor ein Krankenhaus den Organspendeprozess einleiten kann. Erst dann stellen Ärzte fest, ob Organe transplantiert werden können. Weil das Zeit kostet, muss das Herz-Kreislauf-System künstlich am Leben gehalten werden, damit die Organe ausreichend Sauerstoff bekommen.

Aktuell warten in Deutschland über 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan. Doch in der Bundesrepublik erklären sich pro eine Million Menschen nur 11,5 zu einer Entnahme bereit erklärt. Im Jahr 2018 wurden insgesamt fast 4.000 Organe transplantiert, mit etwa 2.100 Operationen am häufigsten davon die Niere. Sie wird am dringendsten benötigt, rund 8.000 Dialysepatienten brauchen eine Transplantation.

Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland bei den Spenderzahlen im Mittelfeld. Spitzenreiter ist Spanien mit 48 Organspendern je einer Million Menschen (2018), in den USA waren es im selben Jahr 33,3 Spender, und selbst Brasilien liegt mit 17 Spendern je einer Million Einwohnern noch vor der Bundesrepublik. Schlechter stehen etwa China mit 3,7 Spendern und Japan mit 0,9 Spendern (2017) da. In Japan sind die Zahlen unter anderem deshalb so niedrig, weil das Land an strengen medizinischen Richtlinien zur Organspende festhält. So dürfen Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren beispielsweise keine Organe entnommen werden.

In Europa ist die Widerspruchslösung, über die der Bundestag diskutiert, weit verbreitet: Sie gilt in 23 Ländern. Nur in Großbritannien, Island, Dänemark, der Schweiz, Litauen und Rumänien gilt die erweiterte Zustimmungslösung. In den Niederlanden soll ab diesem Jahr jeder volljährige Bürger und jede volljährige Bürgerin für eine Organspende infrage kommen.

Aktuelle Ausgabe

KATAPULT ist gemeinnützig und unabhängig. Wir finanzieren uns durch Spenden und Abonnements. Unterstützen Sie unsere Arbeit und abonnieren Sie das gedruckte Magazin für nur 19,90 Euro im Jahr.

KATAPULT abonnieren

Fußnoten

  1. Deutscher Bundestag (Hg.): Abgeordnete führen Orientierungsdebatte zur Organspende, auf: bundestag.de.
  2. Bundesverband Niere (Hg.): Transplantation. Wichtige Informationen für Betroffene, auf: bundesverband-niere.de.
  3. Ebd.
  4. Organspende (Hg.): Die Entscheidungslösung in Deutschland und gesetzliche Regelungen in anderen europäischen Ländern, auf: organspende-info.de.
  5. Ishii, Masami; Hamamoto, Mieko: Bioethics and Organ Transplantation in Japan, in: JMA Policies, (52)2019, S. 289-292.

Autor:innen

Ehemalige Praktikantin bei KATAPULT.

Neueste Artikel

Mehr als die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung lebt an der Küste

Die brasilianische Volkszählung 2022 ergab, dass 111.277.361 Menschen (54,8 % der Bevölkerung) in Erhebungsgebieten lebten, die maximal 150 Kilometer von der Küste entfernt liegen. Warum ist das so?

Bewegungsfreiheit von Frauen

In keinem Land der Erde können sich Frauen draußen unbelästigt oder uneingeschränkt bewegen. Das zeigt die Women's Mobility Scale der Politikwissenschaftlerin Valerie Hudson.

Abgelegenste bewohnte Insel der Welt

Stell dir vor, dein Nachbar wohnt 2.437 Kilometer weiter. So ist Tristan da Cunha.