Der Ex-Militär, der im Wahlkampf ganz offen mit faschistischen, homophoben, frauenverachtenden und nationalistischen Aussagen für sich warb, lag während der Auszählungen zwischenzeitlich bei knapp 50 Prozent aller Stimmen. Damit hätte er das Rennen um das Präsidentenamt fast ohne die für den 28. Oktober angesetzte Stichwahl für sich entscheiden können. Mitte September lagen seine Umfragewerte noch bei rund 25 Prozent. In den letzten Wochen war die Unterstützung für ihn jedoch rasant gestiegen. Experten sehen dafür zwei Hauptgründe: Zum einen wurde sein stärkster Konkurrent, der linke Ex-Präsident Lula da Silva, Anfang September aufgrund einer mehrjährigen Haftstrafe wegen seiner Verwicklung in einen Korruptionsfall von der Wahl ausgeschlossen. Zum anderen führte Bolsonaro die letzten Wochen seines Wahlkampfs vom Krankenbett aus, nachdem er vor einem Monat Opfer einer Messerattacke am Rande einer Veranstaltung wurde. Der Vorfall verstärkte sein Image als knallharter Saubermann in einem von Gewalt und Korruption geprägten Land. Die kommende Stichwahl gilt als schwere Probe für die junge brasilianische Demokratie. Die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas steckt in einer schweren Krise, Berichte über Gewalt und Korruption prägen die Stimmung im Land, die Bevölkerung ist so gespalten wie noch nie. Aufgrund der mächtige Strukturen des Militärs ist die Putschgefahr hoch. Die brasilianische Tageszeitung “Folha de S. Paulo” riet den Bürgern sogar, die Wahl zu genießen, denn es könne die letzte sein. Quelle: www.reuters.com, www.as-coa.org